Titel-Kurzbeschreibung

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

I. Band

Bettinas wirkliches Verhältnis zu Goethe

oder

Ist Goethe der (natürliche) Sohn Kaiser Karls VII.?

Reflexionen - Reaktionen - Recherchen

Bettina Brentano, die Enkelin Spohie de La Roches, war als siebzehnjähriges Mädchen in Johann Wolfgang Goethe verliebt. Vom Glanz des weimarischen Olympiers geblendet und von den Erzählungen der Frau Aja beeinflußt, besuchte sie ihren Halbgott heimlich in Weimar. Beim dritten Besuch, im November 1807, wurde sie - so unglaublich es klingen mag - von Goethe schwanger. Während der Zeit ihrer Schwangerschaft lebte Bettina viele Wochen und Monate bei Goethes Mutter in Frankfurt. Wahrscheinlich um Bettina über die Schande ihrer unehelichen Schwangerschaft zu trösten und um ihr Mut zu geben, dieses Schicksal standhaft zu ertragen, erzählte Frau Aja ihrer jungen Freundin Bettina ihr eigenes Schicksal: sie gestand, daß sie die Geliebte Kaiser Karls VII. gewesen war, und ihr ältester Sohn, Wolfgang Goethe, der natürliche Sohn des Kaisers ist. Zum Beweis zeigte Frau Aja der anfangs ungläubigen Bettina kostbare Prunkgefäße, die sie in der Rumpelkammer aufbewahrte, die einst dem Kaiser oder dessen Bruder, Clemens August von Bayern, dem Kurfürsten und Bischof von Köln, gehörten.

Bettina Brentano, über Goethes Verhalten ihr gegenüber immer mehr und mehr enttäuscht und ernüchtert, bediente sich ihres Wissens von den Lebensgeheimnissen des weimarischen Olympiers, um ihn damit zu zwingen, sich mit ihr zu beschäftigen, oder sogar, um größere materielle Vorteile für sich und das Kind, das sie von Goethe bekam, herauszuschlagen.

Im Jahre 1811 schrieb Goethe deshalb das autobiographische Werk >Dichtung und Wahrheit<. Jetzt wissen wir auch, warum Goethe >D.u.W.< schrieb und warum es gerade diesen Titel erhielt! Goethe wußte aus Bettinas Briefen an ihn, daß sie die ganze Wahrheit über seine wirkliche Abkunft wußte und außerdem noch über seine Jugendzeit viele zutreffende Informationen besaß. In der Autobiographie >D.u.W.< verdrehte Goethe die Wahrheit absichtlich, um seine Zeitgenossen und die Nachwelt über Dichtung und Wahrheit seines Lebens völlig zu verwirren. Einige Hauptwahrheiten seines Lebens wurden von ihm in einem (scheinbar) unentwirrbaren Gemisch von (anscheinend unbeabsichtigten) Halbwahrheiten und halben Unwahrheiten verschleiert. Von dem Verschweigen wichtiger Ereignisse seiner Jugendzeit gar nicht zu reden. So wurden in >D.u.W.< die beiden Hoffräulein Urania und Lila nicht einmal mit Namen erwähnt!

In >D.u.W.< möchte uns Goethe unter anderem glaubhaft machen, er hätte in seiner Kindheit von Spielkameraden erfahren, sein Vater, also der kaiserliche Rat Johann Caspar Goethe, sei der natürliche Sohn eines vornehmen Mannes gewesen. Dabei war, nach Bettina Brentanos und Sepp Görres Zeugnissen, Wolfgang Goethe selber der natürliche Sohn eines vornehmen Mannes, nämlich Kaiser Karls VII.

Nach den Recherchen des Sachbuchautors ist der 28. Januar 1745 der wirkliche Geburtstag Johann Wolfgang Goethes. Er war demnach 4 Jahre und sieben Monate älter als bisher geglaubt wurde!

Das Goethehaus in Frankfurt a.M. ist mit Sicherheit nicht Goethes Geburtshaus. Der kleine "Spurius" Johann Wolfgang war bereits im vierten Lebensjahr, als die frisch vermählte Mutter ins Haus des Pflegevaters (Johann Caspar Goethe) am Großen Hirschgraben einzog. Das Loen'sche Gartenhaus im ehemaligen Merian'schen Weinberg käme als Wolfgang Goethes tatsächliches Geburtshaus in Frage, auch das Elternhaus der Elisabeth Textor.

Bettina Brentano verrät uns sogar in ihrem Werk >Goethes Briefwechsel mit einem Kinde<, wer ihr Lehrmeister im Textverschlüsseln war. Nach ihrer Niederkunft lebte sie bei ihren Verwandten in München. Hier lernte sie F. H. Jacobi kennen.

Jacobi war der Verfasser des Romans >Woldemar<, in welchem von Goethes Liebestragödie mit Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon, "dichterischer Gebrauch" gemacht wurde! Im Briefroman >Allwill< verwendete F. H. Jacobi sogar echte Briefe (Brieffragmente) Goethes!

Bettina schrieb an Goethe, nachdem sie den >Woldemar< von Jacobi gelesen hatte:

München, den 8ten März 1809

"... Jacobi hat mich (Bettina) jetzt in 4 Wochen nicht besucht, obschon ich ihm über seinen >Woldemar<, den er mir hier zu lesen gab, einen langen Brief geschrieben habe; warum hab ich's getan? - Aus Langerweile und weil ich mich auch üben wollte, die Wahrheit sagen zu können, ohne daß sie beleidigt ..."

Weiterhin drohte sie Goethe: "... der Brief hat ihm (F. H. Jacobi) gefallen; wenn ich an einem Husten, den ich jetzt habe, sterben sollte, so kommt er (der Brief ist gemeint) gewiß noch als Anhang zu >Allwills< zweitem Teil heraus - wie bin ich doch so naseweis."

In ihrem Buch >Goethes Briefwechsel mit einem Kinde< brachte Bettina ihre "Übungen" zu virtuoser Meisterschaft. Sie übte sich vor allem darin, die Wahrheit so zu schreiben, daß sie von Goethe oder nach dessen Tod vom weimarischen Herzogshaus, nicht gerichtlich belangt werden konnte, bzw. ihr Buch nicht der Zensur des Zweiklassensystems zum Opfer fiel.

Ebenso wollte uns Joseph Görres in seinem zehnteiligen Artikel über Bettinas Buch >G.Br.m.e.K.< auf die versteckten Enthüllungen Bettinas (gleichfalls versteckt) aufmerksam machen. So schrieb Joseph Görres u. a. im >Morgenblatt< :

"... Nun aber hat sich's gefügt, wie jeder weiß, der die Genealogie studiert, und sich um die Abkunft unserer erlauchten Geschlechter (der Wittelsbacher) kümmert, daß Goethe aus einer Mißheirat (gemeint ist: aus einem illegitimen Verhältnis), die einer von jenseits der Wasser (ein Adeliger) mit einer solchen, die von diesseits stammte (mit einer Bürgerin), eingegangen, abgestammt, so daß die beiden Häuser der Sonnen- und der Mondkinder (gemeint ist: der Adels- und der Bürgerkinder) sich in ihm (Wolfgang Goethe) beschlechtet fanden. Das ist in der starken Konfusion des achtzehnten Jahrhunderts so hingegangen; man machte sich aus dem Standesunterschied nicht viel, die Töchter der Erde waren schön, der Liebesdrang war groß, Damon blies damals die Flöte so rührend; kurz, der große Herr (nicht nur ein Adeliger ist mit "der große Herr" gemeint, sondern Kaiser Carl VII.) vergaffte sich, wollte man, wollte man nicht, es kam ein junger Prinz (Johann Wolfgang Goethe) heraus..."

Anscheinend vermochte bis heute noch kein Goethe - Forscher diese (verschlüsselten) Texte zu dechiffrieren, bzw. richtig zu deuten.

Technische Daten: Format DIN A 5, Computer-Ausdruck in Klebebindung, broschiert, ca 80 Seiten, ca 5 Abbildungen, Preis 34,80 DM)

 

Goethes wirklicher Geburtstag?

Wenn Johann Wolfgang Goethe der natürliche Sohn Kaiser Karls VII. war, kann er unmöglich erst am 28. August 1749 das Licht der Welt erblickt haben, sondern bereits vier bis fünf Jahre früher, im Jahre 1745!

Ein gewichtiges Indiz für Goethes wirklichen Geburtstag fand ich in einem Brief Caroline Schellings an Pauline Gotter (Quelle: >Briefe aus der Frühromantik<, II. Band, ab Seite 543):

[München] am 1sten März [18]09.

" ... Wahrscheinlich bist Du auch wieder bei dem Fest des 28. Januar gegenwärtig gewesen, um ein Element der Elemente abzugeben. Der liebe alte Herr [alias Goethe], er hat schon lange von seinen silbernen Locken gesprochen, die er gewiß immer noch nicht hat, aber Rosen genug windet er sich zum häuslichen Kranze; er umgibt sich mit Jugend [u.a. mit Bettina Brentano] und hält sich so das Alter fern. Mögen alle Götter jetzt für ihn die heilige Sorgfalt verdoppeln ...

[weiter unten]

... Wenn Du einmal wieder nach Jena kommst, so fasse ins Auge einen kleinen jungen Mann und alten Gelehrten, der Prof. Oken heißt; Du triffst ihn auch wohl in Weimar, wenigstens für den 28. Januar war er dorthin beschieden, wohl gar um Licht und Wärme vorzustellen, worüber er neulich geschrieben. Er war schon in Würzburg sehr viel bei uns, und ich habe mich oft an der Naivität erfreut, mit der er sich und eine Menge wunderlicher, jedoch guter Gedanken an das Licht zu stellen pflegt.

Ich höre, daß Goethe schon im Mai nach Karlsbad geht ..."

Frage: Warum war Prof. Oken "für den 28. Januar [des Jahres 1809] nach Weimar beschieden" worden? Offensichtlich feierte ein kleiner Kreis Eingeweihter, unter strengster Abschirmung nach außen, das wirkliche Geburtstagsfest Johann Wolfgang Goethes. Es war sein 64. Geburtstag.

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

II. Band

Goethes Musengöttin Urania

alias

Henriette Alexandrine von Roussillon

(19. Januar 1745 - 18. April 1773)

Die Liebestragödie des jungen Goethe

Goethes (angebliche) Liebe für Lotte Buff in Wetzlar ist (beinahe) Allgemeinwissen und vielfach in der deutschen Literaturgeschichte abgehandelt worden. Und nun kommt ein Goethe-Forscher und behauptet, es wäre gar keine echte Liebe gewesen, sondern Goethe wollte das angehende Ehepaar Kestner, Lotte und Christian, nur ein wenig eifersüchtig machen? Ihrer allzu ruhigen und sicheren Liebe etwas mehr Leidenschaft verleihen, das genaue Gegenteil seiner eigenen Liebesangelegenheit mit Henriette Alexandrine von Roussillon? Außerdem hätte das theatralische Gebaren Goethes dem Zweck gedient, sein wunderliches und unverständliches Verhalten (seinen wahren Liebeskummer), den Wetzlarer Freunden zu verbergen? Aufgrund einer kritischen Untersuchung der Briefe Goethes an das spätere Ehepaar Kestner kommt der Verfasser zu dem Schluß, daß von einer echten Liebe Goethes zu Lotte Buff nicht die Rede sein kann.

Zu den größten Indizienbeweisen zählen Goethes Frühwerke >Werther<, >Clavigo< und >Erwin und Elmire<, die Goethe, nach dem Tode der Geliebten, als versteckte literarische Denkmäler konzipierte. Aufgrund dieser Goetheschen "Selbstbekenntnisse" konnte ich den Verlauf der Liebestragödie Goethes mit Urania mit einer frappierenden Genauigkeit und mit einem sehr hohen Gehalt an Wahrscheinlichkeit rekonstruieren.

Heinrich Merck, Goethes intimer Freund, schrieb an den Verleger Nicolay über den >Werther< (Brief vom 28.08.1774): ... es sind hier [im >Werther<] ... Szenen, über die nichts geht und nichts gehen kann, weil sie wahr sind.

Lavater notierte sich am 16. Juli 1774 im Tagebuch (GG 117): ...>Clavigo< der Hauptsache nach, ohne den Tod [Clavigos, alias Goethes], eine [ebenfalls] wahre Geschichte.

Das Singspiel >Erwin und Elmire< ist sogar ein Werk, das in seiner Erstfassung einzig und allein für Goethes Geliebte, Henriette Alexandrine von Roussillon, gedacht war. Es stellt eine halb ernst- und halb scherzhafte Entschuldigung Goethes dar, wegen des "düstern Zwischenraums", der sich ihren Hoffnungen und ihrem Glück eingeschoben hatte.

Bei meinen "Ausgrabungen" in Archiven und Kirchenbüchern entdeckte ich unter anderem, daß Henriette Alexandrine von Roussillon keineswegs am 7.9.1727 geboren wurde, wie in der Goethe - Literatur zu lesen war. Im Testament einer Erbtante fand ich den eindeutigen Beweis, daß Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon, die in Bergzabern als Hofdame der verwitweten Herzogin von Pfalz - Zweibrücken lebte, die Tochter des Rittmeisters Ludwig von Roussillon (1700 - 1745) und dessen Ehefrau Anna Maria, geborene von Geismar, ist. Sie erblickte am 19. Januar 1745 in Saarbrücken das Licht der Welt. Urania war demnach nur 4 Jahre und 7 Monate älter als Goethe, und nicht (angeblich) 22 Jahre älter! Dieser (absichtliche?) Irrtum eines alten Goethe - Philologen trug wesentlich mit dazu bei, daß Goethes wahre Beziehung zu Henriette Alexandrine von Roussillon nicht genauer untersucht wurde: Wegen des angeblich zu hohen Altersunterschieds kam sie als Geliebte Goethes nicht in Betracht. Wenn Goethe der natürliche Sohn Kaiser Karls VII. ist, siehe VI. Goethe - Sensation, so waren er und Urania sogar (fast) gleichaltrig.

Goethe hat in späteren Jahren alles zu vernichten versucht, was sich auf seine Liebestragödie mit der adeligen Urania auch nur im Entferntesten bezogen haben könnte. So "kaufte" er zum Beispiel Lotte Kestner die Briefe ab, die er ihr und ihrem Mann in der Jugend (1772 - 1775) geschrieben hatte. Zu unserem Glück machte sich Lotte Abschriften davon. Weiterhin erwähnte Goethe in >Dichtung und Wahrheit< die beiden adeligen Fräulein, Henriette Alexandrine von Roussillon (Urania) und Louise von Ziegler (Lila genannt), nicht ein einziges Mal. Der Verfasser konnte an mehreren Stellen nachweisen, daß in Goethes Autobiographie >Dichtung und Wahrheit< leider mehr Dichtung als Wahrheit steht. Aber wegen der Zensur und wegen der Klassengesellschaft durfte Goethe ganz einfach nicht die Wahrheit schreiben. Wir können daher über Goethe "eher mild als streng" urteilen.

Goethe trug sich am 25. Mai 1772 in die Matrikel des Reichskammergerichts in Wetzlar ein. Aber hielt er sich in der Zeit vom 12. Juni bis Anfang August 1772 auch tatsächlich in Wetzlar auf? Wir besitzen kein einziges direktes Zeugnis dafür, nur indirekte Äußerungen Goethes und von Zeitgenossen, die genau so gut in die Zeit von Anfang August bis 10. September 1772 fallen können, denn in dieser Zeit hielt sich Goethe nachweisbar überwiegend in Wetzlar auf. Der Autor ist der Überzeugung, Goethe reiste mit den beiden adeligen Frauen in der fraglichen Zeit (ungefähr 12. Juni bis Anfang August) nach Schloß Waldeck, nach Aarolsen und nach Lemgo-Brake, wo Verwandte der beiden Hofdamen lebten.

Die Liebesleidenschaft, ja die offensichtliche Verzweiflung in Goethes Jugendwerken >Werther<, >Clavigo< und >Erwin und Elmire< ist absolut echt; aber sie bezieht sich nicht auf Lottchen Buff, verheiratete Kestner, oder eine andere Liebelei Goethes (Lili Schönemann), sondern auf den tragischen Tod Henriette Alexandrine von Roussillons, denn sie starb, nach meinen Recherchen und biographischen Rekonstruktionen, nicht an irgendeiner Krankheit, sondern an den Folgen des Kindbettfiebers. So unglaublich es im ersten Moment erscheinen mag, aber alle Indizien sprechen dafür: Die adelige Urania bekam ein (uneheliches) Kind von dem Bürger Goethe. Der spätere sogenannte "König der Romantik", Ludwig Tieck, ist Goethes und Uranias Sohn, siehe meine VII. Goethe-Sensation.

Buchformat: (Höhe) 22 cm x (Breite) 14,5 cm, Fadenheftung, 192 Seiten,

8 Abbildungen, Einband: Efalin mit Schutzumschlag, Preis 29,80 DM,

ISBN 3-925101-01-2

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

III. Band

 

>Woldemar< und >Allwill< alias Goethe

Authentische Schilderungen von F. H. Jacobi über Goethe, Henriette Alexandrine von Roussillon und deren empfindsame Freunde, nebst Originalbriefen Goethes

Goethe machte in seinen Jugendwerken >Werther<, >Clavigo< und >Erwin und Elmire< dichterischen "Gebrauch" von seinem eigenen Leben; nicht zuletzt deswegen, um seiner verstorbenen Geliebten, Henriette von Roussillon, dichterische Denkmäler zu setzen.

Aber auch ein Zeitgenosse, Friedrich Heinrich Jacobi, nahm aus Goethes Leben den Stoff zu zwei literarischen Werken. Der Briefroman >Allwill< setzt sich überwiegend aus echten Goetheschen Briefen zusammen, die Goethe an Heinrich Merck, Franz Michael Leuchsenring, Sophie de La Roche und sogar an F. H. Jacobi schrieb. Im Roman >Woldemar< nahm Jacobi unzweifelhaft Goethes Liebesgeschichte mit Henriette von Roussillon zum Hauptinhalt seines Romangeschehens.

Für den Goethefreund und für alle diejenigen, die sich mehr für die Schilderungen von Goethes Liebesgeschichte mit Urania und des empfindsamen darmstädtischen Treibens und Wesens interessieren, ist es jedoch von größerer Bedeutung, wie es um den Wahrheitsgehalt in den "Werken" F. H. Jacobis bestellt ist. Ich bin der festen Überzeugung, daß Jacobi im Roman >Woldemar< sehr authentisches Material über Goethes und Uranias Leben und ihrer Liebesgeschichte "verarbeitete". F. M. Leuchsenring, Sophie de La Roche und sogar Heinrich Merck dürften ihm diese Liebestragödie sehr realistisch und teilweise sogar aus unmittelbarem Miterleben geschildert haben.

Im Briefroman >Allwill<, der überwiegend aus echten Briefen Goethes "zusammengeschnitten" wurde, über deren Authentizität keine Zweifel bestehen können, tritt uns vor allem Goethes verwirrter Geisteszustand nach Uranias Tod deutlich vor Augen.

Voraussetzung für diese Entdeckungen war, Goethes und Uranias Liebestragödie erkannt (bzw. gewußt) zu haben. Dadurch erst konnte man auch erkennen, was F. H. Jacobi mit seinen literarischen "Werken" eigentlich bezwecken wollte. Nur ein sehr tiefes Resentiment gegen Wolfgang Goethe konnte den Verfasser veranlaßt haben, diese "Werke" zu schreiben.

In der "Gemeinschaft der Heiligen", wie Goethe den engeren Kreis seiner Freunde bezeichnete, nannte man sich gegenseitig zärtlich "Bruder" und "Schwester". F. H. Jacobi machte daraus eine "Familie".

Im Roman "erfand" Jacobi eine Vermählung Woldemars (alias Wolfgang Goethes) mit Allwina (alias Louise von Ziegler, Lila genannt). Dies ist eine von mehreren Abänderungen im Roman gegenüber der Realität, die Jacobi absichtlich vornehmen mußte, damit sein >Woldemar< nicht allzusehr und zu leicht durchschaubar mit dem Leben Goethes und Henriette Alexandrine von Roussillons übereinstimmen würde, denn dies hätte ihm möglicherweise eine Verleumdungsklage Goethes einbringen können, wovor sich dieser aber klugerweise hütete. Im "Woldemar" geht zweifelsfrei und wahrheitsgemäß hervor, daß Woldemar (alias Wolfgang Goethe) einzig und allein Henriette (alias Henriette von Roussillon) liebt und nicht Allwina (alias Louise von Ziegler).

Auch der Vater Henriettes, "der alte Hornich", ist eine Erfindung, bzw. eine bewußte Abänderung der Realität, denn Henriettes Vater starb bereits 1745. Mit dem "Vater" analogisierte, bzw. chiffrierte Jacobi, meiner Überzeugung nach, die Generalin und Freiin von Pretlack, (höchstwahrscheinlich die "alte Schachtel" in Goethes >Werther<), die, wie der alte Hornich, ebenfalls an der Wassersucht litt und im November 1772 schwer daran erkrankt war.

Allein schon die Gegenüberstellung der agierenden Personen im Roman >Woldemar< mit denjenigen in der Realität, wäre genügend Beweis dafür, daß F. H. Jacobi dieses "Werk" nicht frei erfunden hat, sondern bei der Konzeption und Niederschrift nachhaltigen, authentischen und absichtlichen "Gebrauch" von Goethes Leben machte.

Roman >Woldemar< Realität

Woldemar alias Wolfgang Goethe

Biederthal alias Heinrich Merck

Luise (Biederthals Frau) alias Luise Merck

Dorenburg alias F. M. Leuchsenring

Die drei Töchter alias die drei empfindsamen Frauen,

die sich "Schwestern" nannten

Caroline alias Caroline Flachsland

Allwina alias Louise von Ziegler (Lila)

Henriette alias H. A. von Roussillon

Diese Entdeckungen sind die schönsten und wünschenswertesten Bestätigungen meines Sachbuchs >Goethes Musengöttin Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon<, die man sich wünschen könnte und die nur noch von einem schriftlichen Eingeständnis Goethes überboten werden könnten. Aber sind Goethes Jugendwerke >Werther<, >Clavigo< und >Erwin und Elmire< denn keine schriftliche "Eingeständnisse"? Der Roman >Woldemar< von F. H. Jacobi ist der absolute Beweis, daß meine Hauptthesen der Realität von Goethes und Uranias Liebesgeschichte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nahekommen.

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

IV. Band

Sollte Goethes große Liebe für Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon, seine Muse nicht zu Liebesgedichten inspiriert haben? Besitzen wir nur ein einziges Liebeslied Goethes für Urania, das Gedicht >Elysium - An Uranien<? Wie herrlich wäre es, wenn wir die Liebesgedichte Johann Wolfgang Goethes für Urania lesen könnten! - - - Hier sind sie:

P E T R A R C H I S C H E O D E N

u n d

E L E G I E N

an meine

U R A N I A

alias Henriette Alexandrine von Roussillon

u n d

G E S Ä N G E

f ü r

C H R I S T E N

entdeckt (Goethe zugeschrieben)

von

Lothar Baus

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-05-5

Der Illuminat und Stoiker Goethe

V. Band

Goethes >Schattenehe< mit

Charlotte von Stein

Untertitel

Die wahren Eltern des romantischen Dichters und Theater-

direktors August Klingemann (1777 - 1831)

Das Verhältnis Goethes zur Baronin Charlotte von Stein ist bereits von vielen Autoren mit mehr oder weniger Akribie auf Wahrheit und Realität "beschrieben" worden, wobei mehr "der Herren (bzw der Damen) eigner Geist" als der Goethes und Charlotte von Steins zum Vorschein kam. Ja die meisten begnügten sich mit Alltagsgeschichtchen und sonstigen Nebensächlichkeiten, als wenn die Beziehung Goethes zu der adeligen und verheirateten Lotte etwas Alltägliches hätte gewesen sein können. Gerade aber der Klassenunterschied in der damaligen Gesellschaft ist für dieses Liebesverhältnis und für seine spätere Interpretation ein wesentlicher Faktor, der von den meisten jüngeren Goethe-Biographen unterschätzt und von den älteren mit größter Vorsicht behandelt werden mußte, was zwangsläufig zu Halbwahrheiten, ja zu bewußten und beabsichtigten Unwahrheiten führen mußte. Wegen der Zensur und wegen der Abhängigkeit der Goethe - Gesellschaft von dem weimarischen Herzogshaus, die mindestens bis 1918 bestand, durfte die Beziehung des reichen Patriziers Goethe zu der armen Freiin Charlotte von Stein nicht mit der ganzen Wahrheit und Realität veröffentlicht werden.

Ein weiterer Grund, warum das widernatürliche Verhältnis eines jungen Bürgers zu einer verheirateten Adeligen, die zudem einige Jahre älter war, nur ein platonisches sein durfte, dafür erhalten wir einen Begriff, wenn wir den ersten Band der berühmten Weimarer Goethe - Ausgabe aufschlagen, in dessen Vorwort Johann Wolfgang Goethe zum ersten deutschen Nationaldichter ernannt wurde (WA I,1):

"Die Werke Goethes gehören zu den kostbarsten Besitzthümern des deutschen Volkes. Was Homer für Griechenland, Dante für Italien, Shakespeare für die Länder bedeutet, in denen englisch gesprochen wird, das ist Goethe für alle die, welche wohnen, "soweit die deutsche Zunge klingt".

Ein deutscher Nationaldichter, erst recht noch der erste, mußte makellos sein; und wenn er es nicht war, mußte er makellos "gemacht" werden.

Der (offiziell) letzte Enkel Goethes, mit Namen Walther von Goethe (nur die Kinder August Walter Goethes (1789 - 1830) waren erbberechtigt), vermachte den Nachlaß seines Großvaters testamentarisch nach seinem Ableben der Großherzogin Sophie von Sachsen - Weimar. Sie wurde zur "freien Erbin" des literarischen Goetheschen Nachlasses eingesetzt, so das Vorwort zur Weimarer Sophien - Ausgabe. Die Bedeutung liegt auf dem Wort "frei". Es besagt, daß die Großherzogin Sophie mit dem literarischen Nachlaß Goethes uneingeschränkt, ohne irgendwelche Auflagen erfüllen zu müssen, verfügen konnte. Das heißt, sie konnte sogar Teile des Nachlasses vernichten lassen, wenn es im Interesse der Adelsklasse lag. Eine "neue umfassende Lebensbeschreibung" Goethes sollte in Auftrag gegeben werden, zu der es glücklicherweise aber nicht kam. Unter dem "Protectorate" seiner königlichen Hoheit des Großherzogs trat eine "Goethegesellschaft" zusammen. Diese Tatsachen müssen den arglosesten Leser überzeugen, daß damit der Zensur alle Macht gegeben war, mit Goethes literarischem Nachlaß mit uneingeschränkter Willkür verfahren zu können.

Die Beziehung Goethes zu Charlotte von Stein war, um das Ergebnis meiner Recherchen vorwegzunehmen, eine ehegleiche. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine "wilde" Ehe, die allerdings in Weimar, wegen des Klassenunterschieds, ein "Schattendasein" nicht überschreiten durfte. Meine Entdeckung, daß der braunschweigische Theaterdirektor und romantische Dichter August Klingemann (1777 - 1831) ein Kind der Beiden war, ist allerdings eine Folgeentdeckung einer früheren: daß kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe der Verfasser des satirischen Werkes >Nachtwachen< ist, das unter dem Pseudonym Bonaventura im Jahre 1804 veröffentlicht wurde. Durch mehrere sehr konkrete Hinweise in den >Nachtwachen< kam ich diesem Goethesohn erst auf die Spur!

Dieses Buch läßt in erschreckender Weise erkennen, in welchem Umfang der wirkliche Mensch und Dichter Goethe von den sogenannten Goethe - Philologen des weimarischen Herzogshauses verfälscht, ja sogar nach den politischen und gesellschaftlichen Grundsätzen der preußischen Kaiserzeit absichtlich "umfunktioniert" wurde.

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

VI. Band

J. W. Goethes und Uranias Sohn -

L u d w i g T i e c k

Untertitel

Das Desaster der Germanistik

Dieses Sachbuch ist die Auflösung eines grandiosen literarischen Betrugs. Nicht nur Vater und Sohn, Wolfgang Goethe und Ludwig Tieck, machten sich des Kunstbetrugs schuldig, der aus menschlichen Gründen noch entschuldbar wäre, vor allem das preußische Königshaus ist der Hauptschuldige an dem "Desaster der Germanistik", speziell der "sogenannten" Klassik und Romantik. Dieses Buch stellt fast sogar die Germanistik als Wissenschaft in Frage, denn sie wurde bis heute, so meine Überzeugung, wie die Theologie, als "Glaubenssache" mit Dogmen und überkommenen "Auslegungstraditionen" betrieben, aber nicht als Wissenschaft.

Jeder Mensch ist ein einmaliges und unverwechselbares Individuum. Bei einem Dichter, der ein noch komplexeres Wesen darstellt, ist dies noch hundertmal ausgeprägter und deutlicher zu erkennen. Das heißt also, es gab niemals (und wird's auch niemals geben), daß zwei Dichter das gleiche gedacht, gefühlt, geliebt und geschrieben haben konnten, außerdem die gleiche Lebensphilosophie besaßen und sogar noch in ihren Werken die gleichen Stileigenarten, ja sogar noch die selben Interpunktions- und Orthographiefehler aufweisen. Die Germanistik hat dies aber bis heute offensichtlich für möglich gehalten. Die Werke Wolfgang Goethes und die (angeblichen) Werke Ludwig Tiecks weisen nämlich diese oben genannten Merkmale in augenfälligster Weise auf. Die Beiden wandten natürlich einige "Kunstgriffe" an, um zu verhindern, daß erkannt werden würde, der Vater (Wolfgang Goethe) habe seinem (unehelich gezeugten) Sohn Werke "geschenkt". Ludwig Tieck redigierte z. B. in späteren Jahren die Werke seines Vaters, um (fast) alles daraus zu tilgen, was sich auf den wahren Verfasser, Wolfgang Goethe, früher oder später verräterisch ausgewirkt haben könnte. Jedoch bei bereits gedruckten Werken, die Goethe in den Jahren von ca 1795 bis ca 1804 zuerst unter Pseudonymen veröffentlichte, bevor sie als angebliche Jugendwerke Ludwig Tiecks ausgegeben wurden, war dies nicht mehr möglich. So besitzen wir also in den Erstauflagen und in den angeblichen Jugendwerken Ludwig Tiecks die meisten verräterischen "Fingerabdrücke" des wahren Verfassers, Wolfgang Goethe.

Goethe versuchte verständlicherweise alles, um seine Lebensgeheimnisse vor dem breiten Publikum zu verbergen. Aber er mußte dem Sohn, Ludwig Tieck, zu einer Existenz verhelfen. Das Brotstudium lag Tieck nicht, zum Staatsdienst eignete er sich anscheinend auch nicht, die notwendigen geistigen Voraussetzungen waren in einer Handwerkerfamilie, in der er aufwuchs, leider nicht gegeben. So blieb nichts anderes übrig, als Ludwig Tieck eine "intellektuelle Scheinexistenz" zu verschaffen: Goethe "machte" ihn zu einem (angeblichen) Dichter. Die meisten, wenn nicht sogar alle Jugendwerke und auch noch viele spätere Werke sind aber nicht von Ludwig Tieck geschrieben worden, sondern von seinem Vater: Wolfgang Goethe. Ludwig Tieck war möglicherweise gar kein Schriftsteller, zumindest nicht der überragende Dichter (der "König der Romantik"), als der er heute noch gilt, sondern er hat in den meisten Fällen wohl nur die Werke seines Vaters, Wolfgang Goethe, mehr oder weniger redigiert.

Der höhere preußische Staatsapparat, speziell die Zensurbehörde, und natürlich das preußische Königshaus, wußten von Ludwig Tiecks wirklicher Abkunft. Sie verhinderten, daß die Wahrheit über Vater und Sohn an die Öffentlichkeit gelangen konnte.

Ludwig Tieck ist als Dichter stark, wenn nicht sogar gänzlich anzuzweifeln. Das Zweiklassensystem war an einer Aufdeckung der Lebensgeheimnisse Goethes und des größten Betrugs in der deutschen Literaturgeschichte nicht interessiert.

Der "Fall" Goethe - Tieck ist offensichtlich kein Einzelfall in der europäischen Literaturgeschichte. Gerhard Söhn, der Verfasser des Büchleins >Literaten hinter Masken<, schrieb:

"... Ohne Zweifel ist Shakespeares Pseudonymität neben der Homers die bemerkenswerteste der Weltliteratur. Jedenfalls ist reichlich Anlaß gegeben, sie in Erwägung zu ziehen, da über das literarische Schaffen dieses unvergleichlichen Dramatikers und Dichters so gut wie keine seine Urheberschaft beweisenden Zeugnisse auf die Gegenwart überkommen sind ... So erklärt der französische Shakespeare - Biograph Jean Paris: "Es gibt Dichter, die größer sind als Shakespeare; es gibt keinen, der größere Rätsel aufgibt." ... Die Zweifel an der Identität Shakespeares gehen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, fanden einen größeren Widerhall aber erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, um dann vor allem in dem Werk des amerikanischen Rechtsgelehrten und Shakespeare - Kenners Appleton Morgan eine zusammenfassende Darstellung zu finden. Morgan schreibt:

"Die siebenunddreißig Dramen, welche man Shakespeare zuschreibt, sind ein Phänomen, nicht allein in der englischen Literatur, sondern in der ganzen menschlichen Erfahrung." Und an anderer Stelle: "Die unablässigen Forschungen zweier Jahrhunderte sind nur im Stande gewesen, ihre Urheberschaft, die von Anfang an in Dunkel gehüllt war, einer Lücke in dem Leben eines wunderlichen Landburschen Namens William Shakespeare beizumessen, der blutarm und von den Häschern verfolgt aus seiner Geburtsstadt floh und nach einer Reihe von Jahren als ein angesehener Mann mit einem Wappen und einem Vermögen dorthin zurückkehrte." Weiter führt er aus: "Allein dem geschichtlichen Mann [William Shakespeare] die lebendigen Dramen zuzuschreiben, erheischt nach unserem Dafürhalten entweder eine hartnäckige Leichtgläubigkeit, oder eine Unbefangenheit, welche beinahe physische Blindheit ist. ... Wenn wir daher nicht an Shakespeares Autorschaft der ihm zugeschriebenen großen Werke glauben, so geschieht dies durchaus nicht weil wir so wenig von dem Menschen Shakespeare wissen, sondern weil wir so viel von ihm wissen."

Gerhard Söhn fährt fort: "... Darüber hinaus trug man dem Umstand Rechnung, daß die angenommene Pseudonymität doch in irgendeiner Weise durchschaubar sein müßte, wie das bei einer Vielzahl klassischer Pseudonymitäten (Rabelais, Fischart, Grimmelshausen u.a.) der Fall ist.

Alle diese Voraussetzungen glaubte man schließlich, mannigfach bei Francis Bacon gefunden zu haben. Auf seine Person konzentrierte sich letztlich die Aufmerksamkeit der Shakespeare - Interpreten und - Biographen. Tatsächlich war der 1561 in London geborene (man unterstellt sogar, als Sohn der damaligen Königin Elisabeth) und 1626 in Highgate verstorbene (auch um den Tod gibt es Mysterien) Francis Bacon ... einer der bemerkenswertesten Geister jener Zeit.

... Bacon gilt als Begründer der englischen Renaissance - Philosophie, des Empirismus und Utilitarismus. Seine Philosophie trug er in gepflegter dichterischer Prosa vor, seine Gedanken verstand er, in einer bilderreichen Sprache zu formulieren.

Es spricht manches dafür, daß eigentlich nur ein Mann vom Range Bacons die bildungsmäßigen Voraussetzungen besitzen konnte, die das Oeuvre eines so genialen Dichters wie Shakespeare erwarten läßt. Erwiesenermaßen liegen beispielsweise die juristischen, medizinischen und historischen Kenntnisse, die aus Shakespeares Werk ersichtlich werden, vielfach weit über den fachlichen Durchschnittskenntnissen jener Zeit ..."

In der französischen Literaturgeschichte gibt es einen ähnlichen Fall. Gerhard Söhn berichtet über das mysteriöse Verhältnis zwischen Corneille und Poquelin, alias Molière, folgendes:

"Nicht Molière, so schrieb der französische Schriftsteller Henry Poulaille, sondern dessen Zeitgenosse, der Tragödien - Dichter Pierre Corneille, sei der wirkliche Schöpfer der meisten Theaterstücke, die Molière zugeschrieben würden ... Die Frage, wie der herumreisende Schauspieler Poquelin, der sich später Molière nannte, zu der Begabung gekommen sein mochte, die bedeutendsten Komödien der französischen Literatur zu schaffen, reizte dazu, die Autorschaft dieser Werke anderen Dramatikern zuzuschreiben ...

... Die in jüngster Zeit vor allem von Poulaille vertretene These, daß ein Großteil der Molière - Stücke von Corneille stamme, stützt sich auf verschiedene Argumente. Einmal auf die Tatsache, daß es außer zwei Unterschriften (übrigens ähnlich wie bei Shakespeare) keine handschriftlichen Dokumente Molières gibt, vor allem aber auf das historisch belegte Faktum, daß Corneille - der schon etliche Jahre vor Molière als Tragödien-, aber auch als Komödiendichter einen Namen hatte - im Auftrag Molières den Text zur Tragikomödie >Psyché< geschrieben hat. >Psyché< aber sei im gleichen Stil gehalten wie die übrigen Molière - Stücke, stellt Poulaille fest. Ebenso wird als Beweis für die Tatsache eines Kontraktes zwischen Corneille und Molière das Auftreten des reisenden Schauspielers Molière in Corneilles Heimatstadt Rouen gewertet ..."

Ich habe nun bei den drei strittigen Fällen (Goethe - Tieck, Corneille - Poquelin, alias Molière, Lord Bacon - Shakespeare) eine bemerkenswerte Parallele gefunden: immer ist es der Ältere, von dem man überzeugt ist, daß nur er die geistigen Voraussetzungen gehabt habe, um die Werke schreiben zu können. Bei Goethe ist dies, meiner Überzeugung nach, am deutlichsten zu erkennen; das zeigen meine Analogismen in Stileigenarten, Orthographie, besonders aber in den Analogismen auf Zeitgenossen des Verfassers und auf tatsächliche Begebenheiten, die ich am deutlichsten in den Werken >Nachtwachen<, >Peter Lebrecht< und >William Lovell< gefunden habe.

Auf die letztendliche Frage, warum die drei älteren Herren den jüngeren ihre Werke "geschenkt" oder sonstwie "vermacht" haben, auf diese wichtige Frage gibt es wohl auch eine ganz einfache und logische Antwort: die älteren Herren waren die Erzeuger der jüngeren, zumindest aber nahe mit ihnen verwandt. Corneille war möglicherweise der Erzeuger Poquelins, alias Molières, allerdins wäre er dann bereits mit 16 Jahren Vater geworden, was physisch aber keine Unmöglichkeit ist; Lord Bacon wäre der Erzeuger William Shakespeares gewesen, wie ich felsenfest davon überzeugt bin, daß Ludwig Tieck der Sohn Wolfgang Goethes und der Urania ist. Die Väter wollten ihren (leicht mißratenen, bzw. vom Schicksal benachteiligten) und wahrscheinlich illegitim (unehelich) gezeugten Söhnen zu einer "intellektuellen Scheinexistenz" und natürlich zu Einkünften verhelfen. Poquelin, alias Molière, und William Shakespeare waren beide nachweislich "nur" Schauspieler (abwertend auch "Komödianten" genannt) gewesen. Ludwig Tieck war, so meine These, von Berufs wegen hauptsächlich Vorleser der Werke seines Vaters und nach Clemens Brentano "der größte Schauspieler, der je die Bühne nicht betreten hat".

"Die Zweifel an der Identität Shakespeares gehen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück", schreibt Gerhard Söhn. Das bedeutet, auch Goethe muß davon gewußt haben. Ein starkes Indiz dafür sind seine Bacon - Studien, von denen auch Johannes Falk berichtet. Goethe hat sich aber meines Wissens niemals öffentlich dahingehend geäußert, daß es Zweifel an der Verfasserschaft des William Shakespeare gibt. Höchstwahrscheinlich deshalb nicht, um keine Diskussionen und Nachforschungen anzuregen, die sich zuletzt auch auf seinen Werkschatz gerichtet hätten. Goethe wollte nicht die mühsam aufgebaute "intellektuelle Scheinexistenz" seines Sohnes gefährden. Außerdem hatte Goethe höchstwahrscheinlich einen grandiosen Plan: Er wollte mit aller Macht, sogar unter Anwendung einer verschärften Presse - Zensur (Goethe bezeichnete es als eine "Presse - Zensur - Diktatur") erreichen, daß in ein- oder zweihundert Jahren auch über ihn und Ludwig Tieck einmal ein ähnlicher Mythos entstehen würde, wie zwischen Lord Bacon und dem Schauspieler William Shakespeare oder wie zwischen Pierre Corneille und dem Schauspieler Poquelin, alias Molière.

Eine Überlegung, die für Bacon, Goethe und evtl. auch für Corneille als die wahren Verfasser (der angeblichen Werke ihrer [bislang unbekannten] Söhne) spricht, ist diese: man muß sehr hoch gezeugt und im selben Augenblick sehr tief gefallen sein, um mit den geheiligten Werten der Christenheit seinen literarischen und/oder theatralischen Schabernack treiben zu können.

Außerdem habe ich weitere Indizien für meine These gefunden, daß die im Kindbett verstorbene Geliebte, Henriette Alexandrine von Roussillon, Urania genannt, Goethes "Musengöttin" im wahrsten Sinne des Wortes gewesen ist. Das Verfassen von schöngeistigen Werken war bei Goethe zu einer Art von un- oder halbbewußter dauernder Rechtfertigung geworden, warum er nach dem Tode der Geliebten keinen Selbstmord beging.

Weitere spektakuläre Themen

I. Der (angebliche) Briefwechsel W(ackenroders) mit Ludwig Tieck ist eine Fälschung Tiecks. In Wirklichkeit sind es überwiegend Briefe Wolfgang Goethes, die er in den Jahren von 1792 bis 1793 an den heißgeliebten Sohn der Urania schrieb!

II. Ludwig Tieck, der (angebliche) Dichter ohne Moral und Tabus, soll (nach Dr. Theodor Mundt) angeblich mit seiner Schwester Sophie in "unzüchtigen Flammen" gestanden haben, E. H. Zeydel spricht sogar von Inzest! In Wirklichkeit waren Sophie und Ludwig Tieck gar nicht blutsverwandt, sondern nur "Ziehgeschwister". Geliebt haben sie sich aber tatsächlich.

III. Wer ist der wirkliche Verfasser der Werke >Peter Lebrecht<, der >Volksmärchen< und des >William Lovell<? Ludwig Tieck oder Wolfgang Goethe? Die Indizienbeweise für Goethe sind eindeutig und unwiderlegbar!

IV. Goethe, der weimarische Olympier, stand durch seine rastlose dichterische Produktion (Vielschreiberei !) in der Zeit von ca 1792 bis ca 1805 kurz vor dem Wahnsinn! In dieser Zeit erlitt er mehrere Wahnsinnsanfälle, die er dem Sohn, Ludwig Tieck, berichtet und die auch ihren Niederschlag in mehreren Dichtwerken fanden.

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

VII. Band

Johann Wolfgang GOETHE

B r u c h s t ü c k e

aus

den Begebenheiten

eines unbekannten Beherrschers

der verborgenen Obern

der höhern Illuminaten und höhern

Propagande

Goethe zugeschrieben und herausgegeben

von

Lothar Baus

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-38-1

Vorwort des Entdeckers

Nach den >Petrarchischen Oden< und den >Elegien für Urania<, nach der satirisch-selbstironischen Autobiographie >"Nachtwachen" von Bonaventura<, nach dem Märchen >Psyche<, nach dem wunderschönen Altersroman mit Titel >Diana von Montesclaros< ist der vorliegende Illuminaten - Roman >Bruchstücke aus den Begebenheiten eines unbekannten Beherrschers der verborgenen Obern der höhern Illuminaten und höhern Propagande< das fünfte anonyme oder pseudonyme Goethewerk, das zu entdecken mir bisher vergönnt war.

Im Zuge meiner intensiven Nachforschungen über Goethes geheimen Beziehungen zum Illuminaten - Orden, kaum mehr als sein Ordensname >Abaris< (= fabelhafter Wundermann) war bis heute bekannt, stieß ich auf den vielversprechenden Titel des vorliegenden Buches. Ich erwartete natürlich ein Sachbuch und war zuerst enttäuscht, daß es "nur" ein Roman ist. Jedoch meine anfängliche Enttäuschung verwandelte sich bereits nach den ersten Seiten zu einer unbeschreiblichen Freude, als ich merkte, daß ich ein weiteres anonym veröffentlichtes Werk Goethes in Händen hielt. Ein Blick auf das Erscheinungsjahr (1793) ist der sichere Beweis, daß dieser Roman ein weiteres literarisches Denkmal für Goethes verstorbene Geliebte, Henriette Alexandrine von Roussillon, alias Urania, darstellt, anläßlich ihres zwanzigsten Todesjahres von Goethe veröffentlicht.

In diesem Romanwerk hat Goethe seine Gründe dargelegt, wie und warum er ein >verborgener Oberer der höhern Illuminaten< geworden war. Jawohl, Goethe war ein sogenannter >unsichtbarer<, das heißt ein geheimer, ein verborgener höherer Illuminat, ein sogenannter >Illuminatos Dirigens<, wie der Jugendfreund Franz Michael Leuchsenring.

Die Hauptpersonen des Romans stehen mit den Personen des Darmstädter Kreises der Empfindsamen, von Goethe pathetisch >Gemeinschaft der Heiligen< genannt, wieder einmal in genauem Kontext:

Roman - Realität

Elisa de R. alias Henriette Alexandrine

von Roussillon,

Urania genannt;

der Ich-Erzähler alias Wolfgang Goethe;

Rubino alias Heinrich Merck;

der Fremde alias Franz Michael

Leuchsenring;

B. in W. alias B[ode] in W[eimar];

Das Romangeschehen ist für einen in Goethes verborgenes wirkliches Leben Eingeweihten im Grunde nur ganz wenig verschlüsselt. Ein Goethe - Philologe oder ein Illuminaten - Forscher, dem allerdings Goethes Liebestragödie mit Urania unbekannt war, siehe mein Buch >Der Illuminat und Stoiker Goethe<, für den war der vorliegende Roman nur ein - Phantasieprodukt, eben ein Roman. Für die >Eingeweihten< ist dieser Roman jedoch mehr: Er ist die Rechtfertigung Goethes, wie und warum er einer der größten Aufklärer Deutschlands, ja geradezu ein deutscher Voltaire geworden war.

Der Anfang des Romans ist nur ein Gleichnis. Goethe möchte dem Leser in einem schrecklichen, fast unglaublichen Geschehen verdeutlichen, wie ihm nach dem Kindbettod seiner Geliebten zu Mute war, welch psychische Qualen er litt. Goethe erfand eine furchtbare Geschichte, ja fast unglaubliche Vorgänge, um dem Leser ähnliche Gefühle zu vermitteln, wie diejenigen, die ihn nach Uranias Kindbettod quälten: Der Freund Rubino, alias Merck, vergiftet angeblich die Geliebte des Ich - Erzählers, alias Goethes, vor dessen Augen.

Charakteristisch für Goethes Urania - Trauma halte ich die Stelle ab Seite /38/ des Romans:

"Noch ruhte der schnellen Tod verleihende Trank an meinen Lippen [...] als eine in weißem Gewande gehüllte [...] Mädchengestalt in erhabner Glorie vor mir stand [...] Elisa Seraphine [alias Urania] stand vor mir [...] Himmlische, nach einem großen erhabnen Kampf errungene Ruhe, zeigten ihres Antlitzes Züge, wie vom Wohlwollen und tadelnder Drohung gemischter Blick, strahlte ihr feuervolles blaues Auge auf mich herab, ihr Mund zog sich zum belehrenden Tadel. Mein Blick senkte sich zum Boden, ich empfand ihres Tadels Gerechtigkeit zum voraus. Am Boden war mein Blick gewurzelt, hätt' ich nicht ihre Stimme vernommen, erquickend für mich, als dem matten Wand'rer auf tagelangen Irrwegen in der Wüste eine kühlende Frucht: "Blick zu mir hinauf!" sprach sie. "Empfind noch oft die Seligkeit, der Freundschaft lodernde Flamme aus diesem fürchterlichen Sturm des Schicksals [gemeint ist in der Realität: Uranias Kindbettod], der schrecklich in deinem gefühlvollen Herzen wüthete, gerettet zu haben [...]. Kehre zu deinem Freund zurück. Ich verlasse dich. Deines Ziels bist du werth, das zeigte die jetzige Probe der Überwindung. Erreich es, dann bist du meiner werth." [...] Hinweggerissen war ich [Goethe] aus dieser körperlichen Welt, nur noch im Reiche der Geister hatt' ich mein Daseyn [...] und der Geist meiner Elisa [alias Urania] schwebte vor meiner Phantasie."

Der Ich - Erzähler verfällt wegen seines Liebesqualen, er wähnt, seine Geliebte sei von Rubino ermordet worden, in Paroxismus, in geistige Umnachtung. "Im Zimmer eines Zauberschlosses erwachte ich wieder aus dem sanftesten Schlaf. Ich würde noch jetzt alles für Bilder meiner mich aufs äußerste damals täuschenden Phantasie gehalten haben, wenn nicht der Zeitraum, den ich dort zubrachte, beinahe einen Monat gedauert hätte."

In diesem Zauberschloß begegnet der Ich - Erzähler wieder seiner heißgeliebten Elisa, alias Urania, und erlebt das höchste Glück mit ihr. Die scheinbare Ermorderung der Geliebten ist offensichtlich nur eine Mut- oder eine Treueprobe gewesen.

Jedoch das überirdische Glück dauert nur kurze Zeit. Der Ich - Erzähler will sich zum ersten Mal nach der angeblichen Ermordung seiner Geliebten mit Rubino treffen. Da erscheint in der Nacht zuvor ein Fremder bei ihm:

(II. Bändchen, Seite /27/ der Originalerstausgabe)

"Der Fremde schlug seinen Mantel zurück; nahm seinen Hut ab, und warf ihn nachlässig auf den Tisch. Ein wunderschöner Mann stand vor mir. In seinem ganzen Körperbau war sanfte Grazie, mit edler Mannheit so unnachahmlich gepaart, daß Aphrodite ihren Adonis wiedergefunden zu haben geglaubt haben würde, hätte sie ihn gesehen. Er hatte eine entfernte Ähnlichkeit mit Rubino. Um seine schöngewölbte Stirn lockte sich das schönste kastanienbraune Haar. Sein dunkles schwarzes Auge, mit eben so dunklen Bogen umwölbt, rollte wie ein Blitz mit vielumfassendem, tiefdringendem Feuer umher. In ihm lag der ausspähende Blick hoher Menschenkenntniß in seiner ganzen Fülle."

Hier ist kein anderer als Franz Michael Leuchsenring geschildert. Leuchsenring, der tollkühne "unsichtbare" Illuminatenagent, der es wagte, sich in die Höhle des Bären zu begeben, um den Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. zu umgarnen, wenn nicht sogar den Rosenkreuzern, dem politischen Gegner, abtrünnig zu machen.

Leuchsenring und Merck gingen 1773 im Streit auseinander: "Ach könnt' auch ich ihn [Rubino, alias Merck] wiedersehen! Doch ich darf es nicht. Sagen sie ihm ... O ständ ich doch erst Stirn gegen Stirn mit ihm; was würd' ich ihm nicht selbst sagen; aber ich darf, ich will noch nicht. Hier lodert das Feuer wüthend gegeneinander streitender Leidenschaften. Sagen Sie ihm: Verachtung und Ehrfurcht, Haß und Liebe lägen im Kampf ..."

Leuchsenring war der Liebhaber von Mercks Ehefrau Louise.

Der geheimnisvolle Fremde, alias Leuchsenring, sprach zu dem Ich - Erzähler, alias Goethe, pathetische Worte über die Größe ihrer illuminatorischen Aufgabe: "Was wir säen, werden wir nicht ernten. Nur unsere Nachkommen werden die Früchte genießen, und der Asche derjenigen Tränen des Danks weinen, die allen unbekannt [als "unsichtbare", unbekannte Illuminaten] für die Zukunft pflanzten. Ihre [richtig: unsere] Namen wird man in der Geschichte der Völker suchen und sie nicht finden! Unsterblich werden wir in dem dahineilenden Strom unserer edlen Taten sein, der Jahrtausende nach uns noch mit höherm Glück die Menschheit überströmt. Denken Sie nicht auch so?"

"O ich [der Ich - Erzähler, alias Goethe] erkenne Sie, wer Sie sind. Meine Gedanken sind den Ihrigen gleich."

"Wo und wann werd' ich Sie in Deutschland wiedersehen?" fragt der Ich - Erzähler, alias Goethe, zum Schluß.

"Zu W[eimar] bei B[ode]", antwortet der Fremde, alias Leuchsenring.

Im II. Bändchen, ab Seite /59/ des Romans wird der Ich - Erzähler, alias Goethe, von Rubino, alias Heinrich Merck, zu einem furchterregenden Ort geführt: "Fühlst du dich erhaben, fühlst du dich stark genug, durch höchste, sich nur durch deinen Tod endende Aufopferung aller gewöhnlichen Freuden dieses Lebens, zum höchsten Wohl der Welt, zum Gipfel menschlicher Gottheitsgröße dich zu erheben?" fragt Rubino den Ich - Erzähler.

"Wenn der Weg, der zu ihr führt, die Bahn höherer Tugend ist, so bin ich, so will ich standhaft seyn ihn zu wandeln ...", entgegnet der Ich - Erzähler nichtsahnend.

Rubino führt ihn - an den Sarg der toten Elisa, alias Urania. Rubino, alias Heinrich Merck, beteuert, daß er nicht ihr Mörder ist.

"... lehre mich", bittet der Ich - Erzähler, alias Goethe, seinen Freund Rubino, alias Merck, "in dieser mir feierlichsten Stunde meines Lebens, daß durch den Stillstand dieses nur für Tugend glühenden, von göttlicher Unschuld durchströmten Herzens (meine Rechte sank auf ihren Busen) eine noch reinere, erhabenere Tugend in dem Busen der Menschheit auflodere; daß Tausende glücklicher, w a h r h a f t i g g l ü c k l i c h e r wurden, weil diese Eine [Elisa, alias Urania], mir ewig Unvergeßliche, starb; daß sie sterben mußte, wenn höheres Glück in ihrer aller Busen keimen sollte; daß diese göttliche Harmonie zerstört werden mußte, um eine noch weit vortrefflichere hervorzubringen. Lehre mich dies, große Vorsehung!"

Im Vorwort des dritten Bändchen stoßen wir dann auf die wahre Philosophie Goethes. Alles was jemals über Goethes ureigenste Philosophie und Ethik geschrieben wurde, wird damit ad absurdum geführt: Goethe, der Weimarische Olympier, er war ein - Anhänger der antiken Naturphilosophie, ein Epigone Senecas und Voltaires!

"Nur in Thaten lebt der Mensch, in den Folgen derselben eine Ewigkeit durch! Er sey der Tugendhafteste oder der größte Bösewicht, beyde sterben nie in den Folgen, die jede Handlung im endlosen Strome der Zeit ergießt! Unaustilgbar sind sie eine Ewigkeit durch! Wenn gleich der Name des Lasterhaften im Buch der Geschichte nicht mehr lebt, sein Vaterland vergessen [hat], kurz, wenn keine Spur mehr von ihm zu finden [ist], so durchschleicht doch das heimliche Gift der Folgen seiner Thaten nach Jahrhunderten noch die Menschheit und geläutert und verfeinert, je länger und je weiter es sich verbreitet, durchströhmt es die Tugend, [sie] hie und dort tötend bey ganzen Völkern der Erde! O, wenn dieß jeder in seiner ganzen Fülle fühlte, so ganz es überdächte, wie unendlich reich an Folgen auch die kleinste That für die ganze Menschheit jetzt, als auch noch nach Jahrhunderten ist, wenn sie sich gleich unsrer schärfsten Beobachtung vielleicht schon in den folgenden Augenblicken verliert: so würde jeder gewiß sich zum Gipfel erhabenster Tugend erheben und jede That jenem Ziel, das uns nur allein in ihr zur Glückseligkeit winkt, zu nähern suchen. Laster würde dann nicht mehr seyn. Alles sich zum Ideal der Heiligkeit zu erheben ringen. Der arme Gehalt, den uns erträumte Fortdauer [ewiges Leben] gibt, würde verschwinden. Geendet sähen wir vor immer unser Daseyn mit unserm Dahinscheyden! Tugend erhöbe dann ihr strahlendes Haupt in reinsten Glanz! Oder wähnst du etwa noch, daß Tugend dann verschwinden würde, wenn der Glaube an Fortdauer nach dem Tode in sein Nichts zurücksänke? [...] Das ist nicht Tugend, was noch in fernster Erwartung des geringsten Lohns gethan wird. Erwartet nicht Selbstliebe immer Lohn? [...] Eben Hoffnung eines immerwährenden Daseyns nimmt uns das Erheben aller unsrer Kräfte zum Ziel unendlicher Vollkommenheit in diesem Leben, dessen Werth wir durch erhabnere, nur tugendhafte Thaten schätzen sollten! Was wähnt der versäumt zu haben, der noch einen endlosen Zeitraum von Daseyn vor sich hat, gegen den Jahrtausende in Nichts verschwinden! Wahrlich, der Mensch verdient mit tiefster Verachtung begegnet zu werden, der zuerst, im Gefühl seiner eignen Nichtswürdigkeit, den Urborn alles Seyns und Vergehens, den auch der Weiseste nur in Unermeßlichkeit mit sprachlosem Schauder anstaunt, zum, für ein gegen eine Ewigkeit in Nichts verschwindendes Leben, ewiglohnenden verstandlosen oder ewig strafenden Ungeheuer hinabwürdigt! O dies wäre ein alle menschliche Vernunft und Verstand vertilgender, in der Stunde des fieberhaftesten Paroxismus' gebor'ner Gedanke, der, nur durch unbegreiflichen Unsinn sanktioniert, die Menschheit um ihre edelste Freiheit, die der Vernunft, bestahl! [...] Noch einmal wiederhole ich: Es ist keine lohnende, keine strafende Ewigkeit. Schon in der Gegenwart Leben strömt Lohn im Wachstum zu höherer Tugend, und Strafe im Stillstand auf dem Wege des Fortschreitens der erhabenen Geisteskräfte; und ewige Strafe nur in dem quälenden Bewußtsein, das verfeinerte Gift schlechter Thaten noch nach vielen Jahrhunderten die Menschheit mit Verderben durchströhmt zu wissen ..."

Diese von Goethe propagierte Ethik stammt von Seneca, ist also der heidnisch - antiken Stoa entnommen. Deißner schrieb dazu: "Lucius Annaeus Seneca hat als der Hauptnorm für das sittliche Leben dem Grundsatz gehuldigt: secundum naturam vivere (Der sittliche Mensch muß in Übereinstimmung mit dem in der Natur waltenden Vernunftgesetz leben.), (de vita beata 3,3 f.; 8,1 f. u. 6; ep. 5,4; 41,9; de benef. lib IV. cap 25,1). So sieht Seneca das ethische Ziel in der Freiheit von allen Affekten und in der Unabhängigkeit von allen außerhalb unseres Machtbereichs liegenden Dingen, von den Zufälligkeiten des Lebens und den Gütern der Welt. In stetem Kampf um diese Unabhängigkeit und innere Freiheit vollendet sich die Tugend, die dann für den antiken Philosophen zugleich die höchste Befriedigung, die wahre Glückseligkeit bedeutet (vgl. besonders >de vita beata< 4; 8, 1f.; 9,4). In immer neuen Wendungen preist Seneca [wie auch Goethe im vorliegenden Werk] im 4. Kapitel von >de vita beata< das Ideal des tugendhaften Lebens, das in sich selbst seinen Lohn trägt, das unser höchstes Gut ist: "Glücklich ist der Mensch, für den es kein Gut und kein Übel gibt, außer einem guten und schlechten Herzen, der das Edle verehrt, der an der Tugend volles Genüge hat, den zufällige Dinge weder erheben noch niederschlagen, der kein höheres Gut kennt, als was er sich selbst zu geben vermag, dessen wahre Lust darauf gerichtet ist, die Lust zu verachten." Am Bilde eines solchen erhabenen Geistes berauscht sich der antike Philosoph [wie auch sein Epigone, der Weimarische Olympier] förmlich: Jenem tugendhaften Menschen gebührt eine göttliche Krone. "Wenn du einen Mensch findest, unerschrocken in Gefahren, unberührt von Lüsten, im Unglück glücklich, mitten in den Stürmen ruhig, der die [meisten anderen] Menschen tief unter sich, die Götter auf gleicher Stufe erblickt - wird da nicht Ehrfurcht gegen ihn dich überkommen?" (ep. 41,4.) Dies ist nach Senecas [und nach Goethes Überzeugung] der [oder die] Tugendhafte; in jener Unberührtheit von allen inneren und äußeren Dingen zeichnet er das Ziel, dem der Weise nachzustreben hat. Es wird deutlich: Wir haben hier eine Begründung der Ethik, die von der Einzelpersönlichkeit ausgeht; an der Vollendung dieser Persönlichkeit zur Tugend, das heißt zur inneren Freiheit und Glückseligkeit haftet das eigentliche ethische Interesse."

Für einen höhern Illuminaten, wie Goethe, war es Pflicht, sich mit der antiken Naturphilosophie geistig vertraut zu machen. In den >Allgemeinen Ordens - Statuten< wurde unter Punkt 25 verfügt:

"Damit alle Mitglieder von einem Geist beseelt werden und unter ihnen ein Verstand und ein Wille werde, so sind ihnen auch gewisse Bücher vorgeschrieben, welche sie lesen, und aus welchen sie sich bilden können. Für Teutschland in gegenwärtigen Zeiten sind beliebt worden: 1. Seneca Phil. [d. h. sein gesamtes philosophisches Oevre]; 2. Epiktet [>Wege zum Glück<]; 3. Antonins [Marc Aurels] >Betrachtungen über sich selbst< [>Selbstbetrachtungen<]; 4. Plutarchs >Lebensbeschreibungen<; 5. Seine [Plutarchs] moralische, sowie auch alle [seine] andere Schriften..."

Ich konstatiere: Das geheime Ziel der verborgenen Obern der höhern Illuminaten ist gewesen, einen Führungskader von Senecaischen Idealisten, d. h. von Stoikern heranzubilden.

VI. 4: Grammatikalische Eigentümlichkeiten Goethes

Im Leo Schidrowitz Verlag in Wien erschien ein Buch mit Titel: >Der unbegabte Goethe<, Untertitel: >Die Anti-Goethe-Kritik aus der Goethe-Zeit<. Darin wird unter anderem auch auf die grammatikalischen Schwächen Goethes in seinem autobiographischen Werk >Dichtung und Wahrheit< aufmerksam gemacht:

Besonders auffallend sind die grammatikalischen Fehler, welche man in Goethes Schriften gewahrt. Auch in seiner Biographie kommen viele vor, und einige sind doch wahrlich zu arg. Nur wenige zur Probe. T. I, S. 165 schreibt er: "dünkte ihm" und Teil. II, S. 360 "wie mich däuchte", da doch jeder nicht ganz unwissende Schulknabe weiß, daß man im Deutschen nicht: mir denkt und mich däucht sagen müsse. Überhaupt gehört Goethe zu den Ignoranten, welche den grammatikalischen Unterschied zwischen dem Dativ >mir< und dem Akkusativ >mich< nicht kennen. So steht auf Seite 85: ließ er mir (mich) poetische und prosaische Aufsätze sehen. Ferner findet man Teil. II, S. 184: >würde< für >werde<, T. I, S. 107: >schriebe< für >schreibe<, T. II, S. 115: >wäre< für >sei<, T. II, S. 7: "nach allem diesem (diesen)". Die Gemahlin des verstorbenen Hofrath Böhme wird in Teil. II, S. 51 und Teil II, S. 311 "Frau Hofrath Böhme" genannt; und auch sonst überall, wo er ihrer erwähnt, heißt sie nicht Hofräthin, sondern Frau Hofrath. T. II, S. 283 erzählt er von den Töchtern eines französischen Tanzmeisters, es sei ihnen beschwerlich geworden, ">mir< nach und nach das Walzen und Drehen einzulernen". Offenbar kennt er den bekannten Unterschied zwischen lehren und lernen nicht, und weiß nicht, daß lehren den Accusativ regiert.

Den Buchstaben >e< läßt er an Substantiven im Dativ und Ablativ fehlen.

Er schreibt "einem Bock(e)", "bei jedem Schritt(e)", "vom Krieg(e)", "an einem Weg(e)", "auf dem Rückweg(e)", "mit dem aufrichtigsten Dank(e)". Ebenso lächerlich ist es, wenn Goethe den angeführten Wörtern das natürliche >e< abschneidet, andere Substantive mit einem unnatürlichen >e< beschenkt und z. B. Teil I, S. 18 "an einem Weihnachtsabende" schreibt. So fehlerhaft schrieb vor ihm noch niemand.

(Quelle: Glover, >Goethe als Mensch und Schriftsteller<)

Das holprigte Meisterstück ist nun gedruckt im >Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1806<, und beweist auf drei kleinen Blättern, daß Göthe leider kein Deutsch versteht.

Gleich in der zweiten Zeile "bewegt sich das Land segenbar". Doch wir wollen ihm, um des Reims willen, erlauben, neue Worte zu machen.

Zu Anfang der zweiten Stanze "hört er schreckhaft mitternächtiges Läuten". Schreckhaft heißt zum Erschrecken geneigt seyn. Göthe braucht es aber für erschrocken. Man kann jedoch erschrecken ohne schreckhaft zu seyn.

Und was vernimmt er? Ein Läuten, das die Trauertöne schwellt. Sehr falsch, denn schwellen heißt zunehmen, wachsen, das Läuten kann aber nur die Töne hervorbringen, und hat an Zu- oder Abnahme derselben weiter gar keinen Anteil. Könnte man sagen: das Läuten schwellt die Töne, so müßte man auch sagen können: das Läuten verhallt die Töne. Eines ist so sinnlos wie das Andere.

So viel Sprachfehler in zehn Stanzen! Endlich sagt Göthe:

Er wendete die Blüte höchsten Strebens,

Das Leben selbst, an dieses Bild des Lebens.

Das klingt recht hübsch, ist aber nichts dahinter. Denn wenn das höchste Streben nur eine Blüte hat, was soll denn die Frucht hervorbringen? Oder nannte er das Leben die Blüte des höchsten Strebens? (Man kann es auch so verstehen, da kein >und< dazwischen steht) dann werde es heißen, erstens: das höchste Streben der Natur ist mir unverborgen, und zweitens: die Natur kann nichts Höheres hervorbringen als Leben.

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

VIII. Band

> N A C H T W A C H E N <

von [des]

B O N A V E N T U R A, alias

Johann Wolfgang G O E T H E

Eine Goethesche Autobiographie

Goethe zugeschrieben und herausgegeben

von

Lothar Baus

I. Teil: Textcorpus

II. Teil: Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-55-1

In diesem Sachbuch habe ich eine erdrückende Zahl von Indizien- und Analogiebeweisen zusammengetragen, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den endgültigen Beweis erbringen, wer das Werk >Nachtwachen< zum geistigen Vater hat: kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe verfaßte dieses satirische Werk.

Eine erste wissenschaftlich fundierte Abhandlung zur Aufklärung der Verfasserschaft veröffentlichte im Jahre 1904 Hermann Michel. Am Schluß mußte Michel eingestehen: "Es ist uns nicht gelungen, den Schöpfer der >Nachtwachen< mit Sicherheit festzustellen. Eine Reihe von Argumenten konnten wir zu Gunsten Schellings anführen. Weniges, aber Gewichtiges, sprach gegen ihn ..." Und zum Schluß neigt Michel doch zu Schelling als den angeblichen Verfasser: "Nach alledem ist es doch wohl verfrüht, einen anderen Verfasser der >Nachtwachen< als Schelling anzunehmen."

Als angebliche Verfasser der >Nachtwachen< waren bereits mehrere Dichter im Gespräch: E. T. A. Hoffmann, Schellings Frau Caroline, F. H. Jacobi, Clemens Brentano, F. G. Wetzel und andere. Im Jahre 1973 erschien eine Abhandlung von Jost Schillemeit mit dem Titel >Bonaventura - Der Verfasser der Nachtwachen<, der den Versuch unternahm, den romantischen Dichter und Theaterdirektor August Klingemann (1777 - 1831) als den Verfasser der >Nachtwachen< zu identifizieren. Die stärksten Analogismen für seine These bezog Schillemeit aus Aufsätzen und Rezensionen, die unter dem Namen Klingemanns in der >Zeitung für die elegante Welt< erschienen sind und zwar kurze Zeit vor oder nach Erscheinen der >Nachtwachen<. Diesem, auch für mich als richtig erwiesenen Tatbestand, ist folgendes hinzuzufügen: Goethe war nicht nur der "geistige" Vater August Klingemanns, sondern auch sein leiblicher. In meinem Sachbuch >Goethes Schattenehe mit Charlotte von Stein< habe ich eine ganze Indizienkette geliefert, die diese These (August Klingemann sei das uneheliche Kind der Beiden) zur Gewißheit erhärtet haben dürfte. Da weiterhin durch meine Analogiebeweise, die Goethe als Verfasser der >Nachtwachen< zweifelsfrei erkennen lassen, und durch meine Entdeckung, daß ein Zeitgenosse (Johannes Falk) ebenfalls wußte, wer sich unter dem Pseudonym "Bonaventura" verbarg, so bleibt zur Frage der Urheberschaft an den Aufsätzen und Rezensionen in der >eleganten Zeitung< nur eine logische Schlußfolgerung übrig: sie sind nur teilweise von August Klingemann verfaßt, Goethe durfte dessen Aufsätze und Rezensionen redigieren, durfte eigene Gedanken hinzusetzen und durfte sogar eigene Rezensionen unter dem Namen des Sohnes, August Klingemann, veröffentlichen lassen.

In der Zeitschrift >Euphorion<, 81. Band (1987), befindet sich ein Aufsatz von Ruth Haag (Haarlem) mit dem Titel >Noch einmal: Der Verfasser der >Nachtwachen< von Bonaventura<. Frau Haag berichtet von einem Fund in der Universitätsbibliothek von Amsterdam. In einer Autographensammlung wurde ein Blatt mit einer Liste von Werken Klingemanns gefunden. Auf dieser Liste steht wortwörtlich: ">Nachtwachen< (verbessert) von Bonaventura, Penig, Dienemann 1804". Frau Haag ist daher, wie Jost Schillemeit, der Ansicht, August Klingemann sei der Verfasser der >Nachtwachen<. Ich komme zu folgender Erklärung des Tatbestands: Da Goethe das Werk >Nachtwachen< unter einem Pseudonym veröffentlichen ließ, dachte er mit Sicherheit auch nicht daran, es später einmal in seinen Werkschatz aufzunehmen. Dies war er mindestens seinem Ruf als weimarischer Staatsbeamter schuldig. Was konnte er anderes tun, als das Werk seinem Sohn zu schenken? Aber auch August Klingemann war dieses Werk anscheinend zu gefährlich, um sich öffentlich als dessen Verfasser zu bekennen. So blieben die >Nachtwachen< bis heute verwaist, ohne (den richtigen) geistigen Vater.

Was am stärksten gegen Klingemann spricht, und was Schillemeit klugerweise nicht erwähnt, das ist sein Alter. Während der Niederschrift der >Nachtwachen< wäre er nicht älter als sechsundzwanzig Jahre gewesen. Der Pessimismus, der aus dem satirischen Werk zu uns spricht, ist eher einem Fünfundfünfzigjährigen zuzuschreiben, der drei Jahre vorher wie durch ein Wunder von einer lebensgefährlichen Krankheit genas, dem der Schock dieses Erlebnisses noch in der Psyche steckte und dessen Gesundheit seither mehr als bedenklich war, als einem sechsundzwanzig Jahre jungen Mann, dem der Himmel, aufgrund seiner Jugend, noch voller Geigen gehängt haben dürfte.

Starke Indizien für Goethes Verfasserschaft, das sind die vielen offenen und versteckten Satiren und Spitzen auf Personen von Goethes (früherem) Freundeskreis, wie er vor der Italienreise (1786 - 1788) bestand, im Text der >Nachtwachen<. Die Analogismen auf Zeitgenossen des Verfassers (Goethe) sind meines Wissens neu und erstmalig, zumindest in der Bonaventura - Forschung. So habe ich unter anderem satirische Spitzen Goethes gegen Charlotte von Stein, Oberstallmeister von Stein und vor allem gegen den Superintendenten der evangelischen Kirche von Sachsen - Weimar, Gottfried Herder, festgestellt. Weiterhin beschreibt Goethe in der vierten Nachtwache, Unterkapitel >Das Leben eines Wahnsinnigen als Marionettenspiel<, u. a. das Dreiecksverhältnis zwischen Corona Schröter, Herzog Carl August und seiner eigenen Person, wie es vor der Italienreise bestand. Ja man kann sogar das Werk >Nachtwachen< eine Autobiographie Goethes nennen, wenn auch eine sehr depressive und pessimistische. Die Tatsache, daß Goethe in den >Nachtwachen< sich selber mehrmals mit mehr oder weniger satirischem Spott bedachte, sollte offensichtlich den Verdacht abwälzen, er könnte der Verfasser sein. Diese Goethesche Finte scheint bis 1987 gewirkt zu haben, das Jahr meiner Entdeckung.

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Der Illuminat und Stoiker Goethe

IX. Band

Lothar Baus (Hrsg.)

Diana von Montesclaros

Eine Geschichte

aus den

Zeiten der Befreiung Spaniens

von

Bonaventura, Maria

alias von Johann Wolfgang Goethe

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-20-9

Vorwort des Herausgebers

Ist es tatsächlich möglich, nach einer mehr als 200jährigen Goethe - Philologie, ein Werk zu entdecken, das Johann Wolfgang von Goethe unter einem Pseudonym veröffentlichen ließ? Wie kann ich Ihnen, liebe Leserin oder lieber Leser, in einem kurzen Vorwort verdeutlichen, daß dieser Roman von Goethe als ein weiteres literarisches Denkmal für seine große Jugendliebe, Henriette Alexandrine von Roussillon, Urania genannt, konzipiert war, und im Jahre 1823, zum fünfzigsten Todesjahr Uranias, erschien? Dies in einem kurz gefaßten Vorwort erläutern zu wollen, ist leider völlig unmöglich und ich muß Sie daher auf meine früheren Veröffentlichungen verweisen, in denen ich Goethes Liebesgeschichte mit Urania abgehandelt habe. Ohne diese wahrhaftige Liebestragödie gewußt oder zumindest geahnt zu haben, konnte natürlicherweise kein Germanist oder Goetheforscher auf den Einfall kommen, das Werk >Diana von Montesclaros< Goethe zuschreiben zu wollen. Nur der eingeweihte Leser kann diesen Roman mit dem wehmutsvollen inneren Auge lesen, mit dem er von dem greisen Goethe gedichtet wurde.

Wolfgang Goethe begegnete wahrscheinlich Ende des Jahres 1771 dem Hoffräulein Henriette Alexandrine von Roussillon. Er, bereits siebenundzwanzig Jahre alt, melancholisch, überdurchschnittlich gebildet, mit einem Herz voller Menschenliebe und Sehnsucht; Urania, ebenfalls siebundzwanzig, melancholisch, weiblich ungebildet, wie zu damaliger Zeit nicht anders denkbar, ebenfalls voller Sehnsucht und doch bereits jungfernhaft unterkühlt. Sie "erkennen" sich: Der glühendheiße Dichterstern Goethe und der erstarrte Eisplanet Urania. Er zieht sie mit immer stärkerer Anziehungskraft an. Während das Polareis Uranias an dem Feuerball Goethe schmilzend verdampft, verliert sie sich immer schneller und immer unbedingter an diesen Fixstern. Es kommt zur physischen Katastrophe. Eine klassengesellschaftlich verbotene Berührung und - alles ist nicht mehr so wie es einmal war.

Die Naturgewalten, die aus diesem "Ungeheuerlichen" hervorbrechen, sind unvorstellbar, unberechenbar, unlenkbar. Sie vernichten alle Pläne, alle Träume. Urania, der heißgeliebte Planet, wird zerstört; doch gleichsam mit ihrem Untergehen gebiert sie noch einen neuen, kleineren Stern, der zukünftig um den Fixstern Goethe kreisen wird - Ludwig Tieck.

Die ersten literarischen Denkmäler für die im Kindbett verstorbene Geliebte sind der Gedichtband >Elegien an meine Urania<, die >Gesänge für Christen<, der Briefroman >Die Leiden des jungen Werthers< und das Drama >Clavigo<, 1773 geschrieben doch erst 1774 gedruckt erschienen.

Für das Jahr 1793, zum zwanzigsten Todesjahr Uranias, konnte ich ein weiteres literarisches Denkmal für die verstorbene Geliebte ausfindig machen. Es ist zugleich ein Illuminatenwerk Goethes, sozusagen seine Rechtfertigung, warum er ein "unsichtbarer Oberer" der Illuminaten geworden war: wegen seiner Liebestragödie mit Urania.

Der vorliegende Roman >Diana von Montesclaros< erschien 1823, zum fünfzigsten Todestag Uranias. Die hohe Empfindsamkeit, die eher einem weiblichen als einem männlichen Dichter gemäß wäre, ließ den Roman als ein ephemerisches Produkt des neunzehnten Jahrhunderts erscheinen. Jedoch dieser kaum noch zu überbietende schwärmerische Enthusiasmus ist eines der stärksten Indizien, die auf Goethe und auf den Kreis der Empfindsamen um Heinrich Merck hinweisen.

Bedenken wir außerdem, daß dieser Roman ein Alterswerk Goethes ist, das geistige Kind eines über Fünfundsiebzigjährigen, sicherlich das letzte Romanwerk Goethes überhaupt. Hier kommt es überhaupt nicht mehr auf Konzeption, Ausführung und äußere Form an, sondern einzig und allein auf seinen Gehalt, was er uns halb versteckt und sozusagen zwischen den Zeilen aussagen will: Diana und Adalbert gehören einander an vom ersten Augenblick ihres Kennenlernens, wie Urania und Goethe. Sie treffen sich, sie verlieben sich, sie werden getrennt. Wie durch ein Wunder finden sie sich ein zweites, ein drittes Mal, wieder und immer wieder trennt sie ein böses Geschick, der Fluch der Sklaven- und Narrenerde. Sie wissen, daß sie einander angehören, aber wegen der Schranken des Zweiklassensystems kann es keine Erfüllung für ihre Liebe geben. Adalbert rettet Diana das Leben, hilft Dianens Bruder die geliebte Frau zu gewinnen, rettet dem Vater Dianens das Leben, rettet Diana ein zweites Mal das Leben - nichts kann den Herzog von Santa Fé auch nur im Traum dazu bewegen, sein Einverständnis zu geben, daß seine adelige Tochter einen bürgerlichen Offizier heiraten kann. Es sind bereits zu viele Roman - Wunder geschehen, welches Wunder könnte jetzt noch die Erfüllung, den Höhepunkt dieses enthusiastischen Romans bringen? - Das Wunder liegt in Goethe selber begründet: Der bürgerliche Liebhaber ist in Wirklichkeit von adeliger Abkunft - wie Goethe.

Das Pseudonym "Bonaventura" wurde von Goethe mindestens dreimal verwendet. Zum ersten Mal im Schlegel-Tieckschen Musenalmanach auf das Jahr 1802, ein zweites Mal bei dem satirischen Werk >Nachtwachen<, das ich zweifelsfrei als ein Werk Goethes nachgewiesen habe, und zum dritten Mal bei dem vorliegenden Roman, allerdings diesmal noch mit dem weiblichen Vornamen "Maria" versehen. Jedoch eine Schriftstellerin namens Maria Bonaventura gab es nicht. Unzweifelhaft ist dieser Roman von einem Mann, von Goethe verfaßt.

Deutlich ist zu erkennen, daß das Romangeschehen ein verklärtes Spiegelbild der Goetheschen Liebesgeschichte mit Urania darstellt, wobei nur die Figur des Adalbert ins Übermenschliche hochstilisiert wurde. Die Hauptpersonen des Romans sind der Realität entnommen. Der absolute Beweis, daß der vorliegende Roman wiederum ein literarisches Denkmal für Urania und nicht zuletzt auch für die "Gemeinschaft der Heiligen" darstellt:

Realität - Roman

Wolfgang Goethe = Hauptmann Adalbert

Diener (Philipp Seidel) = Diener (Bernhard)

Urania, Goethes Geliebte, = Donna Diana,

Tochter eines Barons Tochter des Herzogs von Santa Fé

Bruder Uranias ist Offizier = Bruder Dianas ist Offizier

Uranias Mutter lebt im Kloster= Mutter Dianas lebt

zeitweilig im Kloster

Heinrich Merck = Guido von Hohenlinden

Lila, Louise von Ziegler, = Isabella von Aramona

(Mercks Geliebte) (Guidos Angebetete)

Franz Michael Leuchsenring, = Dobrowa,

Die sogenannte "Geisterseherei" (siehe II. Band, Seite 141 bis 145 und Seite 227 bis 233 im vorliegenden Roman) war zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine weitverbreitete literarische, ja gesellschaftliche "Modeerscheinung". Der Bad Homburger Landgrafenhof und selbst der Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. waren dafür bekannt. Ich glaube, Goethe wollte damit das Geheimnis seiner wirklichen Abkunft in den Roman hineinweben. Der Satz auf Seite 90: "... das Geheimnis, welches er sorgfältig in der eignen Brust verschloß, schon zu der Kunde des Fürsten gekommen ...", deutet ebenfalls auf Goethes Lebensgeheimnis hin, das nach seiner Liebesaffaire mit Bettina Brentano in den höchsten Adelskreisen zu Berlin, Wien, München und anderswo bekannt wurde. Die Aristokratie war jedoch aus politischen Gründen an strengster Geheimhaltung der nicht eben wenigen Goetheschen "Lebensgeheimnisse" interessiert, so daß dieses Wissen einer unnachsichtigen Zensur und dadurch langsam aber sicher der Vergessenheit anheimfiel. Jedoch nach den versteckten schriftlichen Zeugnissen von Bettina Brentano, in ihrem Buch >Goethes Briefwechsel mit einem Kinde<, und nach den verschlüsselten Enthüllungen von Joseph Görres, in seinem zehnteiligen Artikel im >Morgenblatt für gebildete Stände<, kann kein Zweifel mehr bestehen, daß Johann Wolfgang Goethe der (natürliche) Sohn Kaiser Karls VII. war. Lesen Sie dazu mein Buch >Bettina Brentanos wirkliches Verhältnis zu Goethe - Ist Goethe der (natürliche) Sohn Kaiser Karls VII.?<.

Die Fülle der Analogismen zu Werken und Briefen Goethes und die große Anzahl bisher entdeckter literarischer Denkmäler für Urania, das kann kein Zufall sein. Der vorliegende Roman ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Alterswerk Goethes.

Ein wirklich eindeutiges und durchschlagendes Beispiel für ein mehrmals von Goethe verwendetes Gleichnis, ist das von den wilden Pferden, die des Schicksals Wagen vorantreiben. Goethe verglich sein Schicksal, seinen Schicksalswagen, mit einer Quadriga, einem von vier Pferden gezogenen antiken Rennwagen.

1. Stelle: In einem Brief an Herder schrieb der junge Goethe (WA IV.2, Brief Nr. 88, Zeit: ca Mitte Juli 1772): "... Wenn du kühn im Wagen stehst, und vier neue [gemeint ist: frische] Pferde wild unordentlich sich an deinen Zügeln bäumen, du ihre Kraft lenkst, den austretenden herbei, den aufbäumenden hinabpeitschest, und jagst und lenkst, und wendest, peitschest, hältst, und wieder ausjagst, bis alle sechzehn Füße in einem Takt ans Ziel tragen - das ist Meisterschaft, Virtuosität ..."

2. Stelle: Am Ende des IV. Buches von >Dichtung und Wahrheit< schrieb Goethe: "... Kind, Kind! nicht weiter! Wie von unsichtbaren Geistern gepeitscht, gehen die Sonnenpferde der Zeit mit unseres Schicksals leichtem Wagen durch, und uns bleibt nichts als, mutig gefaßt, die Zügel festzuhalten, und bald rechts, bald links, vom Steine hier, vom Sturze da, die Räder wegzulenken. Wohin es geht, wer weiß es? ..."

3. Stelle: In einem Brief an den Sohn Ludwig Tieck schrieb Goethe (siehe mein Buch >Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck<, Seite 37): "... die große Schranke fiel donnernd ein, vor mir eine große wüste Ebene, die Zügel entfielen meiner Hand, die Rosse rissen den Wagen unaufhaltsam mit sich ... "

4. Stelle: Im Roman >William Lovell<, dessen wirklicher Verfasser nicht Ludwig Tieck, sondern dessen Vater Wolfgang Goethe ist, lesen wir: "... Schon seh ich die wilden Pferde die Zügel zerreißen, rasselnd springen sie mit dem Wagen den schroffen Felsenweg hinunter, an den Klippen zerschmettert liegt das Fuhrwerk ..."

5. Stelle: Im vorliegenden Roman, im I. Band, Seite 208, fand ich folgende Variante von den "wilden Pferden", die so leicht mit unseres "Schicksals leichtem Wagen durchgehen", der absolute Beweis für Goethes Verfasserschaft: "... Bin ich denn noch derselbe, der mit jugendlichem Mute den Wagen des eigenen Schicksals zu lenken gedachte; der ich wähnte, die Zügel der wilden Rosse in den starken Händen zu halten, bald hier bald dort ablenkend; der ich in reger Lust des Lebens die Bahnen rascher noch hinabzufliegen strebte ..."

Und noch etwas Wichtiges gilt es hier zu erwähnen: Goethes Geburtstag ist nicht der 28. August 1749, sondern er erblickte bereits am 28. Januar 1745 das Licht dieser Welt. Goethe und Henriette Alexandrine von Roussillon waren demnach fast gleichaltrig; Uranias Geburtstag ist der 19. Januar 1745. Im Januar 1995 jähren sich zum 25Osten Mal ihre Geburtstage.

Dieser Roman ist ein weiterer Beweis dafür, daß Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon, nach ihrem Kindbettod zu einer >Musengöttin< für Goethe geworden war:

"So wird es bleiben", rief er aus, "dies Gefühl, die Quelle aller übrigen, kann nicht /14/ untergehen, denn ewig ist die Liebe." Folgende Worte, die er mit bewegter Stimme vor sich hin sagte, gingen in seiner Seele auf:

Und dieses Sehnen, tausendfach verzweiget

Sich all' zurück zu Einem Urquell neiget, -

Es ist des ewig Schönen göttlich Bild,

Wonach das Herz sich hingezogen fühlt; -

Nun ich in Ihr [Urania, alias Diana] dies Bild erkannt,

Ist ewig nur zu Ihr mein Herz gewandt!

>Diana von Montesclaros<, II. Band, Seite 13 - 15

Die Gedichteinlage im Roman ist ebenfalls eine Goethesche Creation.

Der Herausgeber

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***** N E U E R S C H E I N U N G *****

Lothar Baus

Der Illuminat und Stoiker Goethe

Eine chronologische Zusammenfassung der

neuesten Goethe-Entdeckungen

(Karl VII.-Urania-Tieck-Illuminaten->Nachtwachen<-Komplex)

in zwei Bänden

Asclepios Edition

(V. erweiterte Auflage)

ISBN 3-925101-73-X

zusammen über 600 Seiten, ca 10 Abbildungen

Format: DIN A5, broschiert, Preis: 98,80 DM

Inhalt

I. Halbband

Vorwort - Verlauf meiner Goethe-Entdeckungen

I. Kapitel: Goethes wirkliche Abkunft und Jugend

Kapitel I.1: Der natürliche Sohn Kaiser Karls VII.

Kapitel I.2: Wolfgang Goethes Jugend

Kapitel I.3: Eine Überlieferung in F. H. Jacobis >Allwill<

Kapitel I.4: Goethes erste Liebe - das schöne Gretchen

II. Kapitel: Goethes Studentenjahre

Kapitel II.1: Der Leipziger Student (1765 - 1768)

Kapitel II.2: Zwischen Leipzig und Straßburg (1768 - 1770)

Die Geschichte der Freimaurerei

Kapitel II.3: Der Straßburger Student (1770 - 1771)

Ist die Stoa eine atheistische Philosophie?

Einführung in die stoische Philosophie

J. W. Goethe: >Zum Schäkespears-Tag<

III. Kapitel: Der Darmstädter Kreis der Empfindsamen -

Die Gemeinschaft der Heiligen

Kapitel III.1: Einführung

Kapitel III.2: Teilbiographie Franz Michael Leuchsenrings

Kapitel III.3: Heinrich Merck, seine Ehemisere und seine

wahre Beziehung zu Lila

IV. Kapitel: Goethes Musengöttin Urania

Kapitel IV. 1: Uranias Abkunft und Jugend

Kapitel IV. 2: Der Traum der Liebe

Kapitel IV. 3: F. H. Jacobis >Woldemar<

Kapitel IV. 4: Ein "düsterer Zwischenraum"

Kapitel IV. 5: Die Versöhnung

Kapitel IV. 6: Ein Werk für die Geliebte

Kapitel IV. 7: Anonyme Oden und Elegien Goethes an Urania

Kapitel IV. 8: Das Organ der deutschen Religionsfeinde -

Die Frankfurter Gelehrten - Anzeigen

Kapitel IV. 9: Eine wahre Liebestragödie

Kapitel IV.10: Die wirkliche Entstehungszeit des >Werther<

Kapitel IV.11: Textstellen im >Werther<, die sich eindeutig

nicht auf Lotte Buff beziehen

Kapitel IV.12: Goethes Selbstbekenntnisse in >D.u.W.<, die

sozusagen "zwischen den Zeilen" stehen

Kapitel IV.13: Goethes >Clavigo< - Ein weiteres literarisches

Denkmal für Urania

Kapitel IV.14: Unerkannte Urania-Gedichte Goethes

V. Kapitel: F. H. Jacobis >Allwill<, alias Goethe

Kapitel V.1: Goethes wechselhafte Beziehung zu F. H. Jacobi

Kapitel V.2: F. H. Jacobis >Allwill<

VI. Kapitel: Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein

Kapitel VI. 1: Einführung

Kapitel VI. 2: Lenzens "Eselei"

Kapitel VI. 3: Zwei Affairen gleichzeitig

Kapitel VI. 4: Lottes erste Schwangerschaft

Kapitel VI. 5: Goethes erste Harzreise

Kapitel VI. 6: Goethes natürliche Tochter

Kapitel VI. 7: Reise in die Schweiz 1779

II. Halbband

VII. Kapitel: Der Illuminatenorden

Kapitel VII.1: Der Illuminatenorden - ein Philosophenorden

Kapitel VII.2: >Anrede an die neu aufzunehmenden Ill. dir.<

Kapitel VII.3: Die Illuminaten und Goethe - Richtigstellungen

VIII. Kapitel: Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck

Auszug aus dem gleichnamigen Buch

IX. Kapitel: >Bruchstücke aus den Begebenheiten eines

unbekannten Beherrschers der verborgenen

Obern der höhern Illuminaten und

höhern Propagande< -

ein anonymer Illuminaten-Roman Goethes

X. Kapitel: Wer ist der Verfasser - Tieck oder Goethe?

Aus >Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck<

XI. Kapitel: >"Nachtwachen" von Bonaventura<,

alias von Johann Wolfgang Goethe

XII. Kapitel: Goethes Affaire mit Bettina Brentano

XIII. Kapitel: Der alte Goethe

Kapitel XIII.1: Eine Zusammenfassung

Aus >Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck<

Kapitel XIII.2: >Psyche< - Vom Verf. der natürl. Tochter

XIV. Kapitel: >Diana von Montesclaros<

Fußnoten mit römischen Ziffern

Tabellarischer Lebenslauf Goethes

Bibliographie - Nachweis

 

Editorischer Hinweis

Die vorliegende chronologische Zusammenfassung der wichtigsten Goethe-Entdeckungen mit Titel >Der Illuminat und Stoiker Goethe< ist eine stark erweiterte Ausgabe des Buches >J. W. Goethe und Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon< - Eine Zusammenfassung der neuesten Goethe-Entdeckungen<. Folgende frühere Goethe-Veröffentlichungen sind auszugsweise darin enthalten (die Werke >Goethes Musengöttin Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon - Die Liebestragödie des jungen Goethe< und >"Nachtwachen" von Bonaventura, alias von Goethe<, II. Teil >Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms< sind vollständig abgedruckt):

im I. und XII. Kapitel:

>Bettina Brentanos wirkliches Verhältnis zu Goethe -

Ist Goethe der (natürliche) Sohn Kaiser Karls VII.?<

ISBN 3-925101-18-7 (III. Auflage)

im III. und IV. Kapitel:

>Goethes Musengöttin Urania - Die Liebestragödie des jungen Goethe<

ISBN 3-925101-01-2

im IV. und V. Kapitel:

>>Woldemar< und >Allwill< alias J. W. Goethe<

ISBN 3-925101-03-9

im IV. Kapitel:

>"Petrarchische Oden - Elegien an meine Urania -

anonyme Liebeslieder Goethes für Urania

ISBN 3-925101-05-5

im VI. Kapitel:

>Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein<

ISBN 3-925101-32-2

im VIII. und X. Kapitel:

>J. W. Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck<

ISBN 3-925101-07-1 (III. Auflage)

im IX. Kapitel:

>Bruchstücke aus den Begebenheiten eines unbekannten Beherrschers

der verborgenen Obern der höhern Illuminaten und höhern Propagande< -

ein anonymer Illuminaten-Roman Goethes

ISBN 3-925101-23-3 (III. Auflage)

im XI. Kapitel:

>"Nachtwachen" von Bonaventura, alias von Goethe<

I. Teil: Text - Corpus, ISBN 3-925101-22-5

>"Nachtwachen" von Bonaventura, alias von Goethe<

II. Teil: >Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms<

ISBN 3-925101-17-9 (III. überarbeitete Auflage)

im XIV. Kapitel:

>Diana von Montesclaros< - Ein pseudonymer Goethe-Roman

ISBN 3-925101-20-9

Vorwort

Verlauf meiner Goethe - Entdeckungen

Eigentlich wollte ich im Jahr 1983 einen historischen Roman über Goethes erstes Weimarer Jahrzehnt (1776 - 1786) und sein Verhältnis zu Charlotte von Stein schreiben. >Die wilden Weimarer Jahre< ist mir noch als Arbeitstitel erinnerlich. Da es natürlich ein historischer Roman sein sollte, wie mein Roman >Olaf Tryggvisson - Der König der Wikinger<, mußte ich ein intensives Quellenstudium betreiben.

Die Stadtbücherei Homburg/Saar war meine erste Anlaufstelle. Da hier nur wenig und nur Allgemeinliteratur über Goethe zu finden war, gab ich die ersten Suchaufträge per Fernleihe auf. Später fuhr ich auch drei Jahre lang fast jeden Monat einmal nach Frankfurt ins Goethehaus, um mir aus der dortigen Bibliothek Bücher auszuleihen.

Die Arbeit an dem Goethe - Roman kam jedoch aus familiären Gründen bald ins Stocken, nicht jedoch das Quellenstudium, das dauerte weiter an. Mittlerweile habe ich eine gewiß beachtliche private Goethe - Bibliothek zusammengestellt.

Erst Anfang des Jahres 1987 nahm ich die Arbeit an dem Roman - Projekt wieder auf. Im März kaufte ich mir zufällig das Buch >Der Glaube der Dichter und Denker<, herausgegeben von Georg Hahn. Darin befindet sich ein kleiner Auszug aus dem Werk >Nachtwachen< von [des] Bonaventura. Die Verfasserangabe "Bonaventura" ist jedoch ein Pseudonym. Ein paar Wochen später erwarb ich eine Faksimile - Ausgabe der >Nachtwachen<. Als ich das Büchlein zu Ende gelesen hatte, war ich überzeugt, daß kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe der Verfasser dieses satirischen und deswegen auch pseudonym veröffentlichten Werkchens war. Was darin steht, kann nur Goethe gewußt und gedacht haben.

Es genügt jedoch nicht, von irgendetwas innerlich überzeugt zu sein, sondern es müssen Beweise gefunden werden. Ich habe daher alles zu lesen versucht, was jemals über die Frage der Verfasserschaft an den >Nachtwachen< gerätselt und geschrieben wurde. Ich begann Indizienbeweise für Goethes Verfasserschaft zu sammeln und so entstand das Werk >"Nachtwachen" von [des] Bonaventura, alias Goethe - Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms<.

Im Herbst des Jahres 1987 begannen die Goethe - Entdeckungen sich im wahrsten Sinne des Wortes zu überschlagen, eine Entdeckung folgte auf die andere. Die Entdeckungen wollten gar nicht mehr abreißen.

Mein Gefühl, meine anfängliche Hypothese, daß Goethe in den >Nachtwachen< sein eigenes Leben beschrieben haben könnte, daß das Werk >Nachtwachen< sozusagen eine selbstkritische, satirische, ja sehr depressive Autobiographie Goethes sei, diese Hypothese stellte sich als richtig heraus und verhalf mir logischerweise und folgerichtig zu weiteren Entdeckungen.

Den ersten Hinweis, daß Charlotte von Stein ein männliches Kind von Goethe bekam, den späteren braunschweigischen Dichter und Theaterdirektor August Klingemann, erhielt ich aus den >Nachtwachen<. Siehe mein Buch >"Nachtwachen" von Bonaventura, alias von Goethe - Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms<, III. Kapitel: Analogismen auf Zeitgenossen des Verfassers Goethe - August Klingemann.

Am 29. Dezember 1987 fand ich in Bad Pyrmont im Taufbuch der evangelischen Kirchengemeinde Ösdorf die erste Taufurkunde August Klingemanns. Die Ehebrecherin Charlotte von Stein kam am 14. Juli 1777 während eines angeblichen Kuraufenthalts mit einem männlichen Kind nieder, dessen Vater Goethe war. Durch einen glücklichen Umstand können wir die Zeugung dieses Kindes sogar auf ca 48 Stunden festlegen. Siehe mein Buch >Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein<.

Bei diesem Stand meiner Goethe - Forschung war mir klar, daß die sogenannte Goethe - Gesellschaft, die "unter dem Protectorate seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Weimar stand", alles nur denkbar Mögliche getan hat, um die "Lebensgeheimnisse" Goethes systematisch zu unterdrücken, ja alle schriftliche Beweise zu vernichten. Ich bin heute der Überzeugung, daß das Goethe- und Schillerarchiv in Weimar ein vollständig zensiertes Archiv ist, in dem fast nichts mehr über den wahren Goethe zu eruieren ist. Alles was ins Archiv kam, mußte zuerst einer schonungs- und pietätlosen Zensur unterworfen werden. Viele Goethebriefe sind z. B. nur noch in Abschriften vorhanden. Was den Machthabern des Zweiklassensystems nicht gefiel oder suspekt war, wurde vernichtet.

Als ich das Buch >Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein< beendet hatte, da ahnte oder wußte ich, daß noch vor Goethes Ankunft in Weimar eine entscheidende, weichenstellende Begebenheit in seinem Leben stattgefunden haben mußte. Die schönste und zugleich furchtbarste Entdeckung war die Liebestragödie des jungen Goethe mit der adeligen Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon. Goethe liebte das Hoffräulein Urania wirklich bis zum Wahnsinn und diese Liebe war für Goethe abwechselnd Himmel und Hölle auf Erden.

Im Jahre 1988 schrieb und forschte ich also an Goethes "Musengöttin" Urania. Meine wichtigste Entdeckung war die Auffindung von Uranias Geburtsurkunde. Hiermit konnte ich beweisen, daß Goethes Geliebte keine alte Dame von annähernd fünfzig Jahren war, wie man bisher in der Goethe - Philologie glaubte, sondern Urania ist gleichaltrig mit Goethe. Beide sind im Januar 1745 geboren.

An Ostern 1989 lag mein erstes selbstverlegtes Goethe - Buch gedruckt vor: >Goethes Musengöttin Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon - Die Liebestragödie des jungen Goethe<.

Bis zur Buchmesse im Oktober des selben Jahres (1989) hatte ich außerdem vier weitere Bücher als klebegebundene Broschüren lieferbar:

>"Nachtwachen" von [des] Bonaventura, alias Goethe -

Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms<

>Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein<

>"Woldemar" und "Allwill" alias Wolfgang Goethe<

>"Petrarchische Oden" und "Elegien - An meine Urania" -

Liebeslieder Goethes für Henriette Alexandrine von Roussillon<

Wie ich das in der kurzen Zeit geschafft habe, trotz Familie und Beruf, ist mir heute selber ein Rätsel.

Von Ende 1989 bis Sommer 1990 schrieb ich das Buch >Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck<. Im Verlaufe dieses überaus schwierigen Quellenstudiums, denn auch bei Ludwig Tieck wütete eine furchtbare staatliche Zensur, bekam ich Bettina Brentanos Buch >Goethes Briefwechsel mit einem Kinde< in die Hände. Wiederum von der Hypothese ausgehend, daß Bettina von Goethes wirklicher Abkunft wußte, daß er tatsächlich der natürliche Sohn Kaiser Karls VII. war, begann mein Quellenstudium und meine Kirchenbuchforschung, suchte ich Beweise zu finden. Die Tatsache, daß Goethes angebliche Geburtsurkunde vom 29. August 1749 aus dem Kirchenbuch herausgerissen wurde, werte ich als ein Indiz, daß Goethe tatsächlich der Sohn Kaiser Karls VII. war. Möglicherweise stimmte irgendetwas nicht an diesem Eintrag, irgendetwas hätte die Andeutungen Bettinas bestätigen können, darum wurde der Kirchenbucheintrag entfernt, offizielle Version: angeblich von einem Souvenierjäger gestohlen. Der Frankfurter Goethe - Preis wird meiner Überzeugung nach nicht an Goethes Geburtstag verliehen, sondern am Geburts- und Todestag von Goethes (Halb-) Bruder, der auf den gleichen Namen getauft wurde, wodurch nach dessen Tode (das Kind lebte wohl nur ein paar Stunden) unser Dichter Wolfgang Goethe eine hieb- und stichfeste bürgerliche Legitimation erhielt.

Der zehnteilige Artikel von Joseph Görres im >Morgenblatt für gebildete Stände< bestätigt meine Thesen. Dieser Artikel ist der absolute Beweis für Goethes wirkliche Abkunft und beweist auch, daß Bettina Brentano von dem über 60-jährigen Goethe ein Kind bekam. Der Artikel bestätigt sogar viele meiner früheren Entdeckungen. Meine sechste Goethe - Sensation mit Titel >Bettina Brentanos wirkliches Verhältnis zu Goethe - Ist Goethe der (natürliche) Sohn Kaiser Karls VII.?< schrieb ich im Winter des Jahres 89 / 90.

Ab Sommer des Jahres 1990 tippte ich dann die siebte Goethe - Sensation >Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck< in meinen Computer. Das Buch war ab Herbst 1990 lieferbar, aus finanziellen Gründen wiederum nur als klebegebundene Broschüre.

Dies ist in wenigen Sätzen die Geschichte meiner sieben Goethe - Sachbücher.

Sozusagen die Grundvoraussetzung um Goethe als Verfasser der >Nachtwachen< erkennen zu können, war das eingehende Quellenstudium über Goethes erstes Weimarer Jahrzehnt. Damit kam die Lawine der Goethe - Entdeckungen ins Rollen, die bis heute noch nicht stehen geblieben ist.

Manche Leser werden sich fragen, wie es überhaupt möglich ist, nach einer über 160-jährigen Goethe - Philologie, noch solche sensationelle und auf den ersten Blick wohl schier unglaubliche Entdeckungen über Goethes Leben und Werkschatz machen zu können?

Die Zensurgesetze der Adelsherrschaft konnten verhindern, daß Goethes persönliche Lebensgeheimnisse gedruckt erschienen. Jedoch bei bereits gedruckten Werken, die vor den verschärften Zensurgesetzen, vor den Restaurationsgesetzen Metternichs, erschienen, war dies nicht mehr möglich. Meine Hauptquellen über den wirklichen Goethe sind nicht zuletzt Werke von Zeitgenossen Goethes, die uns in ihren belletristischen Werken die Augen über den wirklichen Menschen Goethe öffnen wollten. Und zwar setzt diese sozusagen "Goethe verfolgende Literatur" nach Erscheinen der >Stella< ein, ein Schauspiel Goethes, das als ganz und gar sittenwidrig und moralverderblich verschrien war.

F. H. Jacobi machte den Anfang. Von Goethes Liebestragödie mit Urania, alias Henriette Alexandrine von Roussillon, machte er unzweifelhaft in seinen Romanen >Woldemar< und >Allwill< dichterischen Gebrauch.

Jacobi war über diese Liebestragödie empört. So schrieb er im >Allwill< (ab Seite 87): "... verdammter zwiefacher Mensch! Unschuldiges, himmelaufsteigendes Blut Abels und mörderischer, flüchtiger Kain! Ja - aber auch gezeichnet mit dem Finger Gottes, daß kein Mensch Hand an Dich [Allwill, alias Goethe ist gemeint] zu legen wagt."

Goethe schrieb wohl daraufhin an Christian Kestner (Brief vom Juni 1773): "... Von mir sagen die Leute [die Jacobis?], der Fluch Cains läge auf mir. Keinen Bruder hab' ich erschlagen. Und ich denke, die Leute sind Narren ..."

F. H. Jacobi gab Goethe die Schuld an Uranias Kindbetttod.

Auf die Zeit nach Uranias Tod bezieht sich F. H. Jacobis Briefroman >Allwill<. Darin schrieb Jacobi einen Satz, der den jungen Goethe (den Stürmer und Dränger) meiner Überzeugung nach treffender charakterisiert als eine 160-jährige Goethe - Philologie auch nur annähernd vermochte (siehe mein Buch >"Woldemar" und "Allwill", alias Wolfgang Goethe<):

"... Clemenz [F. H. Jacobi meint sich selber oder seinen Bruder] nennt ihn [Allwill, alias Goethe] einen Besessenen, dem es fast in keinem Fall gestattet sei, willkürlich zu handeln..."

Der nächste Schriftsteller, der einen Briefroman schrieb, um Goethe darin darzustellen, bzw. bloßzustellen, war Jakob Michael Reinhold Lenz. Er versuchte der Weimarer Hofgesellschaft mit dem Briefroman >Der Waldbruder< die Augen über den Epikureer Goethe zu öffnen. Deswegen wurde Lenz von Herzog Carl August, auf Betreiben Goethes, des weimarischen Landes verwiesen. Lesen Sie dazu mein Buch >Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein<.

Bettina Brentano, verh. von Arnim, wollte uns in ihrem Buch >Goethes Briefwechsel mit einem Kinde< versteckt mitteilen, daß Goethe der natürliche Sohn Kaiser Karls VII. sei. Joseph Görres verstärkte diese Hinweise in seinem zehnteiligen Artikel über Goethe im >Morgenblatt für gebildete Stände<.

Nicht zuletzt war Goethe selber ein Autographomane, der den Stoff zu vielen seiner Werke aus seinem eigenen Leben nahm. Im >Werther<, im >Clavigo<, im Singspiel >Erwin und Elmire< und in dem Werk >Nachtwachen<, das Goethe unter dem Pseudonym "Bonaventura" veröffentlichen ließ, hat er sich selber dargestellt. Dies brachte ja erst F. H. Jacobi auf die Idee, Goethes "Selbstdarstellungen" zu berichtigen. Andere Menschen urteilen über die gleichen Begebenheiten eben mit anderen Augen. Das ist das Hauptproblem eines jeden Biographen und die Unzulänglichkeit einer jeden Biographie. Daher gibt es so viele Widersprüche, so viele abweichenden Meinungen in der Literaturforschung.

Das satirische Büchlein >Nachtwachen< ist geradezu eine Autobiographie Goethes; und zwar eine hundertmal interessantere und vor allem aufrichtigere als >Dichtung und Wahrheit<.

Eine weitere Hauptstütze für meine Thesen und Entdeckungen, das ist Goethes außergewöhnliche Technik der schriftstellerischen Produktion. Goethe diktierte Schreibern seine Dichtwerke in die Feder. Auch bei der englischen Schriftstellerin Barbara Cartland finden wir diese ungemein effektive Art und Weise der dichterische Produktion. Sie hat bereits über fünfhundert Romane auf diese Art "produziert". Es ist daher keine Unmöglichkeit, wenn ich zu der Weimarer Sophienausgabe von Goethes Werken noch das angebliche Oevre Ludwig Tiecks (Goethes und Uranias Sohn) hinzurechne, außerdem hat Goethe gewiß noch mehrere Werke unter Pseudonymen veröffentlicht, von denen ich bisher mindestens vier eindeutig als Werke Goethes identifiziert habe.

Das erste ist die satirische Erzählung >Nachtwachen<.

Das zweite ist ein Lyrik-Band mit Liebesgedichten Goethes für Urania mit Titel:

>Petrarchische Oden< und >Elegien an meine Minna (alias Urania)<

Das dritte Werk ist ein wunderschöner Altersroman Goethes, zum fünfzigsten Todesjahr Uranias erschienen, mit Titel:

>Diana von Montesclaros<

Dieser Roman erschien ebenfalls unter dem Pseudonym Bonaventura.

Das vierte Goethe-Werk, das ich entdeckt habe, ist der Illuminaten-Roman:

>Bruchstücke aus den Begebenheiten eines unbekannten Beherrschers

der verborgenen Obern der höhern Illuminaten und höhern Propagande<.

Er erschien ohne Verfasserangabe zum zwanzigsten Todesjahr Uranias und ist im wahrsten Sinne des Wortes Goethes Rechtfertigung, warum er ein Illuminat und ein deutscher Voltaire wurde.

Gründe für die systematische Verfälschung von Goethes Person

Nachdem Goethes Enkel gestorben waren, ich meine die offiziellen und legitimierten, fiel der literarische Nachlaß Goethes in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an das weimarische Herzogshaus.

Unter dem "Protectorate" seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen - Weimar wurde eine Goethe-Gesellschaft gegründet. Diese ersten Goethe - Philologen hatten den Auftrag vom Herzog von Weimar, den Freigeist und deutschen Voltaire Goethe (nach Friedrich Schlegel) in einen biederen und konservativen Staatsbeamten mit künstlerischen Neigungen "umzuarbeiten".

Aus rein kommerziellem Interesse, um Weimar zu einer deutschen Literaturstadt zu machen und dadurch Touristen ins Land zu ziehen, wurde alles ins Harmlose umgedeutet. Goethe, Schiller, Wieland, Jean Paul u. a. sind alle "steriele" Figuren geworden, die nur noch wenig mit den einst lebenden Menschen gemein haben. Sie sollten das Volk eben nicht geistig anstecken. Mit dem ansteckenden Bazillus namens Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit durften die Untertanen des Zweiklassensystems möglichst wenig oder gar nicht infiziert werden.

Man kann Goethe wohl auf drei verschiedenen Arten begegnen: Die erste und häufigste ist die des Konsumenten seiner Werke, also die des gewöhnlichen Lesers.

Die zweithäufigste Art ist die Begegnung des Wissenschaftlers, des Germanisten, mit Goethe. Hier besteht allerdings das "handicap", daß der Glaube an die Wissenschaft zu groß ist. Das bestehende, althergebrachte und ultrakonservative Klische über Goethe darf nicht angezweifelt werden.

Die dritte Art der Begegnung mit Goethe ist die des Dichters mit dem Dichter Goethe. Das ist mein Fall gewesen. Ein Dichter weiß manches, was ein Professor der Germanistik nicht wissen kann.

Von den alten Weimarer Goethe - Philologen wurde "seine Excellenz der Herr Staatsminister von Goethe" herausgestellt und betont. Aber war Goethe mehr eine Beamten - Natur oder mehr ein Künstler - Natur? Für mich steht ohne Zweifel fest, daß Goethe durch und durch eine Künstler - Natur war und Zeit seines Lebens geblieben ist. Der Titel eines Staatsministers diente bereits Goethe selber zum Schutz, ja zur Abwehr jeglicher persönlicher Angriffe wegen seines skandalösen Privatlebens. Siehe seine Affaire mit Bettina Brentano. Deswegen blieb Goethe auch Zeit seines Lebens in dem kleinen "Provinznest" Weimar, obwohl das Klima ihm gar nicht gefiel. Hier stand er unter dem Schutz des Herzogs.

Die Germanistik ist es mittlerweile gewohnt, in einem literarischen "Bergwerk" zu graben und zu forschen, das bereits von vielen anderen Literatur - Forschern mehrmals um und um gegraben wurde. So kommt es, daß heutige Goethe - Forscher nur noch selten eine paar kleine literarische Goldkörnchen finden, das heißt, manchmal gelingt noch eine kleine literarische Entdeckung.

Und nun kommt ein unbedeutender Zunftgenosse Goethes, noch dazu einer, der nicht einmal ein Germanistikstudium aufzuweisen hat, und behauptet, er hätte bei Goethe faustdicke literarische Goldbrocken gefunden, d. h. mehrere pseudonyme Werke Goethes, wie auch noch drei uneheliche Kinder Goethes entdeckt, sein Verhältnis zu Charlotte von Stein richtig gedeutet, ja sozusagen seine Lebensrätsel entschlüsselt: Die Liebestragödie mit Urania und seine uneheliche Abkunft von Kaiser Karl VII.

Da muß ein Germanistikprofessor ja zuerst einmal ungläubig den Kopf schütteln. In seinem gesunden Akademikerstolz kann er nur mit äußerster Skepsis und nur widerwillig an meine Schriften herangehen. Wie stehen denn die Herren Goethe - Philologen von der Weimarer Goethe - Gesellschaft da? Es ist ein wahres Desaster, ein wahrer Scherbenhaufen vor dem die Goethe - Gesellschaft und vor allem auch die Germanistik steht. Und daran ist niemand anderes als das weimarische Herzogshaus schuld. Das ist wohl der Hauptgrund, warum von Ostern 1989 bis heute noch keine Reaktion von der Goethe - Gesellschaft auf meine Bücher erfolgt ist. Zumindest ist mir bisher noch nichts bekannt geworden. Das >Freie Deutsche Hochstift< (das Goethehaus in Frankfurt/Main) hat sich die Sache sehr leicht gemacht. Sie haben sich damit entschuldigt, daß Goethe nicht ihr Gebiet sei, da sie ja "nur" die Romantik erforschen.

Im vorliegenden Buch >Der Illuminat und Stoiker Goethe< werde ich beweisen, daß Goethe ein deutscher Voltaire genannt zu werden verdient. Die Vermutung von Daniel W. Wilson in dessen Buch >Geheimräte gegen Geheimbünde<, Goethe wäre dem Illuminaten-Orden nur beigetreten, um alle aufklärerischen Bestrebungen im Herzogtum Weimar ausspionieren und anschließend hintertreiben zu können, ist absurd. Dies war das Bestreben des Freiherrn von Knigge, aber nicht das Goethes. Verständlicherweise konnte sich Goethe nach dem Verbot des Illuminaten-Ordens aus Rücksicht auf seine Existenz nur noch mit äußerster Vorsicht für die Idee der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit einsetzen. Nach den napoleonischen Kriegen und mit dem Wiedererstarken der Restauration wurde die gesellschaftspolitische Lage noch schwieriger für die deutsche Aufklärung. Immer seltener und immer vorsichtiger durfte sich Goethe zu seiner wahren politischen und philosophischen Überzeugung bekennen. Niemals hat er seinen Standpunkt gewechselt. Von seiner Studentenzeit an bis zu seinem Tode blieb er - ein Stoiker und ein Existentialist. Goethes Werkschatz mußte nach seinem Tode eine fast unglaubliche staatlich gelenkte Falschinterpretation erfahren, die von absichtlicher Unterdrückung von pseudonym veröffentlichten Werken, die vielen Zeitgenossen und den preußischen Zensoren durchaus bekannt waren, bis zum Vernichten von schriftlichen Zeugnissen, Briefen Goethes und seiner Zeitgenossen, reichte. Der Versuch der Falschinterpretation Goethes wird von konservativen Germanisten aus ideologischen Gründen bis heute fortgesetzt.

Die überwiegend sehr konservativen Damen und Herren der Goethe-Gesellschaft erscheinen mir wie Teufelsanbeter: Sie beten mit Goethe das genaue Gegenteil von dem an, was sie verehren und an was sie glauben. Dafür können sie sich bei der Aristokratie bedanken, beim Weimarer Herzogshaus und bei den Hohenzollern, die haben die Fälschungen über Goethe ins Werk setzen lassen. Diese "Teufelsanbeterei" ist gleichzeitig die einzig plausible Erklärung für die Tatsache, daß die Herren der Goethe-Gesellschaft meine sensationellen Goethe-Entdeckungen völlig ignorieren und so tun, als wenn nichts geschehen wäre. Was sollten sie auch dazu sagen?

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***** N E U E R S C H E I N U N G *****

L o t h a r B a u s

QUO VADIS KAISER N E R O ?

Die Rehabilitation des Nero Caesar

und der Stoischen Philosophie

VII. überarbeitete und erweiterte Auflage

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-64-0

Kaiser Trajan urteilte über die letzten fünf Jahre der Herrschaft Neros:

>Die beste Epoche, die Rom je kannte.<

Dion Chrysostomos schrieb 30 Jahre nach dem Ende von Neros Pricipat (Orationes, I.9.10):

>Noch heute wünschen sich viele Römer, daß Kaiser Nero noch lebe. Tatsächlich glauben viele, daß es so ist [daß er noch lebt].<

Frage: Wie konnte der junge Nero bei einem Lehrer und Philosophen wie L. Annaeus Seneca zu einem Scheusal von Mensch und Herrscher werden?

Antwort: Nero war in Wirklichkeit das genaue Gegenteil von dem, was wir bisher über ihn zu wissen glaubten. Seine Biographie wurde aus mindestens einem ganz gravierenden Grund von antiken "Propagandisten" ins Abscheuliche verfälscht.

Vorbemerkungen

Das Urteil des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus über seine römischen Kollegen ist geradezu vernichtend. In seinem Werk >Jüdische Altertümer< schrieb er: "Neros Geschichte haben viele geschrieben, von denen die einen aus Dankbarkeit für seine Gunstbezeugungen die Wahrheit absichtlich verschleierten, die anderen aber aus Haß und Feindseligkeit ihn derart mit Lügen verfolgten, daß sie dafür volle Verachtung verdienen. Freilich zu verwundern braucht man sich über diesen Mangel an Wahrheitsliebe nicht, da die betreffenden Geschichtsschreiber [Suetonius, Tacitus und Cassius Dio?] nicht einmal bei der Schilderung der Taten seiner [Neros] Vorgänger der Wahrheit die Ehre gaben, obwohl sie doch gegen diese keine persönliche Abneigung haben konnten, weil sie so lange Zeit nach ihnen lebten. Mögen indes die Geschichtsschreiber, denen an der Wahrheit nichts liegt, schreiben, wie es ihnen beliebt, da sie nun einmal an willkürlichen Berichten Freude zu haben scheinen. Ich [Flavius Josephus] dagegen, der ich es mit der Wahrheit genau nehme, habe mich entschlossen, alles, was zu meinem Hauptgegenstande nicht gehört, nur kurz zu berühren und lediglich das, was meine Landsleute, die Juden betrifft, ausführlicher zu erzählen, weil ich mich nicht scheue, auch unser Unglück und unsere Schuld offenkundig zu machen ..."

Der römische Philosoph und Stoiker L. Annaeus Seneca urteilte über den römischen Geschichtsschreiber Ephoros nicht weniger abfällig: [>Naturwissenschaftliche Untersuchungen<, XVI.(1)] "Ephoros [...] ist ein Historiker. Manche von diesen wollen sich durch die Erzählung unglaublicher Geschichten empfehlen und locken die Leser, die nicht aufmerkten, setzte man ihnen nur Alltägliches vor, durch Wundergeschichten an. Manche [Historiker] sind leichtgläubig, manche nachlässig, bei manchen schleicht sich die Lüge ein, und manchen gefällt sie; die einen gehen ihr nicht aus dem Weg, und die anderen sind auf sie aus. (2) Dies gilt allgemein von dem ganzen Historikervolk, das meint, für seine Arbeit nur Beifall zu finden und sie populär machen zu können, wenn es sie mit Lügen würzt. Ephoros vollends nimmt es mit der Wahrheit gar nicht genau; oft läßt er sich belügen und lügt oft selbst ..."

Stellen wir zuerst einige Überlegungen an, aus welchen Quellen die antiken Geschichtsschreiber, wie Tacitus, Suetonius, Cassius Dio, Plutarch und andere Autoren schöpften und wie ihre Werke auf uns gekommen sein könnten. Folgende Vermutungen sind fast schon Beweis genug, um an der historischen Glaubwürdigkeit der auf uns gekommenen Schriften starke Zweifel hegen zu müssen:

Die Geschichtswerke der antiken Autoren setzen sich überwiegend aus mündlichen Quellen zusammen, notgedrungen von Freunden und Gegnern der Caesaren stammend. Um ein Beispiel zu nennen: Es ist so, als wenn wir die Geschichte des zweiten Weltkriegs teils nur aus den mündlichen Kriegsberichten der Alliierten und teils nur aus den mündlichen deutschen Propagandalügen kennen würden. Was das für ein Chaos aus Wahrheit, Halbwahrheit, Irrtum und Lüge ergäbe, würde ungefähr so aussehen: Nazi-Deutschland hätte den Krieg gewonnen, die vier Alliierten jedoch Deutschland besetzt.

Welch ein regelrechtes "Nachrichtengewerbe" mit echten und unechten Informationen aus dem Palast der römischen Kaiser betrieben wurde, beschreibt Ludwig Friedlaender in seinem Buch >Sittengeschichte Roms<, Seite 46: "... Mit Nachrichten über die kaiserlichen Äußerungen, Absichten und Stimmungen wurde ein gewinnbringender Handel getrieben; häufig waren diese teuer verkauften Mitteilungen bloßer Dunst ["fumus"]; bereits Martial erwähnt >das Verkaufen von eitlem Dunst beim kaiserlichen Palast< als Gewerbe, und die späten Kaiserbiographien gebrauchen den Ausdruck ["fumus"] fast wie einen technischen. Alexander Severus ließ einen seiner Leute, der über ihn >Dunst verkauft< und dafür von einem Militär 100 Goldstücke empfangen hatte, ans Kreuz schlagen und seinen Vertrauten Verconius Turinus wegen gewerbsmäßiger Betreibung dieses Handels auf dem Forum des Nerva an einen Pfahl gebunden in Rauch ersticken, wobei ein Herold ausrief: >Der Dunst ["fumus"] verkaufte, wird mit Dunst getötet<. Hadrian und Antonius Pius hielten an ihren Höfen so gute Ordnung, daß keiner von ihren Freunden und Freigelassenen etwas von dem, was sie sagten oder taten, >verkaufte, wie es die kaiserlichen Diener und Hofleute zu tun pflegen<. Die immer von neuem angewandten Maßregeln der Kaiser gegen diesen Handel mit falschen Vorspiegelungen zeigen, wie unmöglich es war, den Übelstand auf die Dauer zu beseitigen ..."

Die Geschichtswerke sind uns nicht in der Originalfassung der oben genannten antiken Autoren erhalten, sondern die Texte mußten mehrere Abschriften über sich ergehen lassen. Papyrus kann sich nur unter extrem günstigen Bedingungen fast zweitausend Jahre erhalten. Es müssen daher in mehreren Jahrhunderten Kopien von den Kopien von den Originalwerken der oben genannten Autoren angefertigt worden sein.

Es ist bereits von den antiken Kopisten, ja sogar von den antiken Autoren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß sie die Geschichte des Neronischen Prinzipats aus staatspolitisch - propagandistischen Gründen absichtlich zum Negativen, ja zum Abscheulichen hin verfälscht haben. Weshalb sie dies taten, das möchte ich erst gegen Ende des Buches ausführlich abhandeln.

Zu der vorsätzlichen Geschichtsverfälschung durch die antiken Propagandisten kommt noch die unbeabsichtigte, die aus Unwissenheit herrührende Falschinterpretation und/oder Interpolation der späteren mittelalterlichen Kopisten hinzu, die kaum weniger Unheil an der geschichtlichen Wahrheit anrichtete. Im finstersten Mittelalter wußte man von der Kultur des antiken Rom rein gar nichts mehr. Erst durch die Erkenntnisse unserer modernen Zivilisation und der Archäologie wurden uns die Errungenschaften der antiken Welt, die Höhe ihrer Kultur, wieder erschlossen. Die Entwicklungsgeschichte der Menschheit ist nicht immer zum Fortschritt hin verlaufen, sondern über mehrere Jahrhunderte des Mittelalters rückwärts. Die Weltanschauung, die Philosophie eines gebildeten heidnisch - antiken Römers war der eines mittelalterlichen christlichen Mönches völlig fremd, ja sogar entgegengesetzt zu nennen. Das bedeutet, um die Texte der antiken Geschichtsschreiber verständlich zu machen, mußten sie "ausgelegt", einem mittelalterlichen Christenmenschen einigermaßen verständlich interpretiert werden. Also auch ihre Übersetzung, die sogenannte "Auslegungstradition", hat die antiken Texte im Laufe der Zeit unbewußt "interpoliert".

Die (uns bekannten) Geschichtswerke über Kaiser Nero sind überwiegend Kartenhäuser von antiken Propagandalügen und zugleich ein Chaos von bewußten und unbewußten Unwahrheiten oder Halbwahrheiten. Können wir eine oder sogar mehrere dieser "Karten" (d. h. der historischen Fakten) als falsch oder sogar als absichtlich gefälscht überführen, so stürzt logischerweise das ganze Lügengebäude in sich zusammen.

Es ist doch sehr verwunderlich, daß zum Beispiel der französische Nero - Forscher Georges Roux nicht zu dieser relativ einfachen Erkenntnis gelangt ist. Er stellt unter anderem fest, daß es zur Zeit Kaiser Neros gar kein schnell wirkendes Gift gegeben habe. Das heißt, wenn Nero oder seine Mutter Agrippina oder andere Kaiser einen Zeitgenossen mit Gift zu beseitigen beabsichtigt hätten, so wäre dieser eines langsamen und qualvollen Todes gestorben. Damit wäre der angebliche Giftmord Agrippinas an Kaiser Claudius und der angebliche Giftmord Neros an seinem Adoptivbruder Britannicus ad absurdum geführt. Wenn aber Agrippina und Nero keine Giftmörder waren, so brauchten sie demnach auch nicht voreinander Angst zu haben. Und wenn Nero nicht Britannicus ermordete, so brauchte er auch nicht seine Mutter Agrippina umbringen zu lassen. Wir werden weiter unten noch sehen, daß Georges Roux für den Tod des Britannicus eine sehr plausible medizinische Erklärung gefunden hat; und meine Überlegungen, was den Tod der Agrippina angehen, sind gewiß auch nicht zu verachten. Sie merken bereits, liebe Leserin oder lieber Leser, das "Kartenhaus der Lügen" beginnt bereits im Vorwort gefährlich zu schwanken.

Ich möchte aber kein Buch schreiben, das Abschnitt für Abschnitt die antiken Autoren oder die späteren Werkverfälscher (von mir geringschätzig "Propagandisten" genannt) der absichtlichen Geschichtsverfälschung, der absichtlichen Falschinterpretation und/oder der Unwissenheit überführt. Solch ein langweiliger "Schmarren" brauchen Sie von mir nicht zu befürchten. Ich möchte Ihnen im Gegenteil möglichst unterhaltsam das Leben Kaiser Neros darstellen, so wie es mit größter Wahrscheinlichkeit wirklich verlaufen ist, wie es mit größtmöglicher vernunftgemäßer und realitätsbezogener Objektivität aus den arg zugerichteten antiken Geschichtswerken rekonstruiert werden kann. Es ist die totale Rehabilitation eines heidnisch - römischen Caesaren. Und gerade davor haben die meisten modernen Nero - Biographen gekniffen. Jeder hat mindestens eine groteske Unwahrheit in den antiken Texten festgestellt, aber auf die logische Schlußfolgerung, daß sie damit letztendlich ihr eigenes Werk selber widerlegt haben, ist keiner gekommen. Vielleicht wollten sie es auch nicht, denn dann wäre ja ihre ganze Arbeit und Mühe umsonst gewesen.

Ohne Übertreibung kann man behaupten, daß bei den neuzeitlichen Nero - Biographen von Hermann Schiller bis Jacques Robichon der überwiegende Teil ihrer Werke aus falschen Vermutungen und Spekulationen besteht, einzig aus dem Grund, weil sie den antiken Texten zu viel Glauben schenkten. Denn die geschichtliche Wahrheit über Kaiser Nero ist nur noch in wenigen Textteilen und/oder sozusagen "zwischen den Zeilen" zu finden. Das "Kunststück" besteht also darin, daß man richtig interpretiert und richtig rekonstruiert, vor allem aber ohne irgendwelchen (zum Beispiel politischen oder religiösen) "Scheuklappen" vor den geistigen Augen unseres nüchternen und vorurteilsfreien Verstandes. Aber wer hat das schon?

Ich halte es nicht für unmöglich, daß wir eines Tages in einer Höhle oder in einer Grabkammer des afrikanisch - arabischen Wüstengebietes die Schriftrollen eines derjenigen antiken Geschichtsschreiber finden, die, nach Flavius Josephus, "nur Gutes" über Kaiser Nero berichtet haben. Es ist sowieso äußerst verdächtig, daß wir ausgerechnet nur die Geschichtswerke derjenigen Autoren kennen, die (fast) nur Schlechtes über Nero berichten. Die Bibliothek des Vatikan ist ja bekanntlich eine Geheimbibliothek. Das könnte bedeuten, daß man uns bisher einige antike Geschichtswerke bewußt vorenthalten wollte. Einen vernünftigen Grund dafür kann ich allerdings nicht erkennen, außer der Furcht der Curie vor einem Skandal. Ich meine, christlicher Glaube und Geschichtsschreibung haben nichts miteinander zu tun. Das eine kann ohne das andere bestehen. Der angebliche "Christenfresser" Nero, der angeblich auch die Apostel Petrus und Paulus ans Kreuz schlagen ließ, der (bisher) als die Inkarnation des teuflisch Bösen galt, ist bekanntlich kein Bestandteil der Bibel und des christlichen Glaubens. Oder ist er es etwa bis heute heimlich doch gewesen?

Außerdem halte ich es für unbedingt erforderlich, die lateinischen Texte noch einmal zu übersetzen, und zwar ohne dabei die alten, falschinterpretierten Übersetzungen zu Hilfe zu nehmen oder gar zu berücksichtigen. Jede Zuhilfenahme der bisherigen Übersetzungen würde natürlicherweise die Gefahr in sich bergen, daß viele frühere Falschinterpretationen automatisch wiederholt werden.

Zuletzt möchte ich noch den deutschen Altphilologen Ernst Kornemann zu Wort kommen lassen. Im Zusammenhang mit seiner Tiberius - Rehabilitation sprach er von einer "Zerstörung des wahren Geschichtsbildes, wie sie die Historie wohl kaum ein zweites Mal erlebt hat".

Eine Theorie wäre noch denkbar: Sueton zum Beispiel könnte der Verfasser eines Werkes sein, das alle senatorischen Propagandalügen und bösen Klatschgeschichten des römischen Volkes über die ersten zwölf Cäsaren zum Hauptinhalt haben sollte. Denn das ist in der Tat sein Werk >Leben der ersten 12 Caesaren< in meinen Augen tatsächlich!

Lothar Baus [Hrsg.]

Die Bibel der Freidenker

oder

Die Kunst des Seins

BUDDHA-EPIKUR-ZENON-CHRYSIPPOS-

CICERO-SENECA-MUSONIUS-EPIKTET-MARC AUREL

KANT-WEISHAUPT-GOETHE-

SCHOPENHAUER-NIETZSCHE-FROMM-

die antiken und die neuzeitlichen Stoiker

Die Umwertung aller Werte

VII. Auflage

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-62-4

Inhalt

I. Halbband

Vorwort eines Stoikers

Nach welcher Software läuft Ihr Programm ab?

Warum wir Freidenker philosophieren müssen

Zur Aufgabe und Textgestaltung dieses Buches

BUDDHA

Einführung in die Buddhistische Philosophie

Die Lehre des Buddha

Die vier edlen oder hohen Wahrheiten

Der edle achtfache Pfad

Die fünf geistigen Fähigkeiten

Die fünf Silas (freiwilligen Verpflichtungen)

Buddhistisches Bekenntnis

Die Fragen des Griechenkönigs Menandros

Schlußbemerkung

Literatur - Auswahl

Die griechischen Philosophen

Freigeist gegen Priester - Der Anfang der Philosophie

EPIKUR

Epikur und seine Philosophie

Brief Epikurs an Menoikeus

Über die Epikureische Philosophie:

aus Cicero: Über das Wesen der [Epikureischen] Götter

aus Cicero: Über das höchste Glücks-Gut und größte Übel

in betreff der Epikureischen Philosophie

Die Hauptlehrsätze Epikurs

Die Vatikanische Spruchsammlung

Ausgesuchte Fragmente zu Epikurs Philosophie

Literatur - Auswahl

Die Stoa

Einführung in die Stoische Philosophie

Die griechischen Stoiker

ZENON

Bruchstück aus: >Über die Gemütserregungen<

KLEANTHES

CHRYSIPPOS

>Über die Macht des Schicksals<

>Das Bild der Gerechtigkeit<

PANAITIOS von Rhodos

POSEIDONIOS von Apameia

Die römischen Stoiker

MARCUS TULLIUS CICERO

Kurze Biographie

Philosophische Abhandlungen:

Auszug aus den >Academici Libri<:

Kurze Darstellung der Stoischen Philosophie

Auszug aus dem >Lucullus<:

Stoische Widerlegung der Behauptung von der

Unsicherheit der menschlichen Erkenntnis

>Über das höchste Glücks-Gut und größte Übel<

III. Buch: in betreff der Stoischen Philosophie

V. Buch: Unterschied zwischen Stoischer und Peripatetischer Philosophie

>Gespräche in Tusculum<

I. Buch: >Der Tod ist kein Übel<

II. Buch: >Auch der Schmerz ist kein Übel<

III. Buch: >Kann der Weise von Kummer befallen werden?<

IV. Buch: >Über die [sonstigen] Gemütserregungen<

V. Buch: >Tugend allein genügt zum glückl. Leben<

>Stoische Paradoxien<

Literatur - Auswahl

LUCIUS ANNAEUS SENECA

Kurze Biographie

Philosophische Abhandlungen:

>Trostschrift - An Marcia<

>Trostschrift - An meine Mutter Helvia<

>Über die Milde - An Kaiser Nero<

>Über die Unerschütterlichkeit des Weisen<

>Über die Geist-Gemütsruhe<

>Über die Kürze des Lebens<

>Über das glückliche Leben<

>Über die Muße<

>Über das Schicksal<

>Briefe an Lucilius< [Eine kleine Auswahl]

Literatur - Auswahl

MUSONIUS RUFUS

Kurze Biographie

Philosophische Abhandlungen:

>Soll man die Mädchen gleich den Knaben erziehen?<

>Sollen Frauen philosophieren?<

Die Senatsopposition der Stoiker - Essay des Hrsg.

Literatur - Auswahl

EPIKTET

Kurze Biographie

Epiktets >Handbüchlein der Stoischen Philosophie<

>Achtsamkeit<

Literatur - Auswahl

TAURUS

Wie man nach den Grundsätzen der Stoiker den Schmerz ertragen muß

KAISER MARC AUREL

Kurze Biographie

>Meditationen<

Die neuzeitlichen Stoiker

IMMANUEL KANT

Kant: Was ist Aufklärung?

ADAM WEISHAUPT

Der Illuminaten-Orden - ein Philosophen-Orden

>Anrede an die neu aufzunehmenden Illumin. Dirigentes<

JOHANN WOLFGANG GOETHE

Die Illuminaten und Goethe - Einige Richtigstellungen

>Bruchstücke aus den Begebenheiten eines unbekannten Beherrschers

der verborgenen Obern der höhern Illuminaten

und höhern Propagande< - ein Illuminatenroman Goethes

FRIEDRICH NIETZSCHE

Nietzsche ein Stoiker? - Essay des Herausgebers

>Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne<

Auszug aus: >Also sprach Zarathustra<

Versuch einer Stoischen Interpretation

>Ecce homo<: Warum ich [Nietzsche] ein Schicksal bin

Weitere bedeutende deutsche Freidenker

Adressen freier Weltanschauungsgemeinschaften

Vorwort eines Stoikers

Nach welcher Software läuft Ihr Lebens-Programm ab?

Würden Sie sich in ein Flugzeug setzen, dessen Bord-Computer bereits vor dem Abflug verrückt spielt oder völlig ausgefallen ist? - Nein! Denn das wäre reiner Selbstmord!

Wie steht es mit Ihrem eigenen Bord-Computer? Oder richtiger gefragt: Nach welcher Software läuft Ihr Lebens-Programm ab? Lassen Sie sich von (falschen) Freunden oder gar von Fremden in Ihr Lebens-Programm "hineinhacken"? Oder haben sogar Fremde die gesamte Software erstellt, nach dem Ihr Leben abläuft und nach dem Sie "funktionieren"? O weh, dann steht es schlecht um Sie!

Möchten Sie einmal Ihre ganz persönliche Software durch-checken, ob sie noch zeitgemäß oder evtl. bereits total veraltet ist? Was ich in diesem Gleichnis als Software bezeichnet habe, das nannte man früher Lebens-Philosophie. Sie sehen, liebe Leserin oder lieber Leser, die Dinge bleiben meistens gleich, nur die Bezeichnungen, die Namen ändern sich. Was heute oft "modern" heißt, das ist in Wirklichkeit so alt wie die Menschheit.

Wie könnte man Ihre ganz persönliche Lebens-Philosophie betiteln, wenn man sie z. B. einem anderen Menschen zur Nachahmung empfehlen wollte? Könnte man sie "Wie man sich durch's Leben treiben läßt, ohne unterzugehen" nennen? Oder: "Der perfekte Opportunist" ? Oder: "Der perfekte Blender" ? Oder: "Nach mir die Sintflut" ? Oder: "Wie man sich geschickt jeder Verantwortung entzieht" ? Das sind gewiß die häufigsten Programme in Europa, nach denen die Bord-Computer vieler Menschen programmiert sind.

Ein Computer kann bekanntlich ohne die richtige Software nicht das leisten, was man mit ihm bezwecken will. So ist es auch mit uns Menschen: Ohne das richtige Programm, ohne die richtige Lebens-Philosophie können wir niemals das erreichen, was wir alle offensichtlich bezwecken wollen: ein glückliches Leben.

Einige Leser und Leserinnen denken jetzt gewiß: Nur kein Buch über Philosophie lesen! Das ist ja alles viel zu schwierig für mich! - Nein, das ist gar nicht schwierig, sondern ganz im Gegenteil: kinderleicht! Philosophie ist die Kunst des glücklichen Lebens. Sie ist die Kunst, wie man sein Leben richtig und vernünftig einrichtet, um in größtmöglichem Umfange glücklich zu sein. Und diese Lebens - Kunst kann jeder erlernen.

Einige werden vielleicht einwenden: Ja, wenn ich genug Geld hätte, dann könnte ich mir Gedanken darüber machen, wie ich mein Leben so plane und einteile, um (fast) immer glücklich leben zu können. Aber ich besitze nichts und bin damit zum Unglücklichsein verdammt! - Irrtum! Auch ich, der Autor dieses Buches, bin arm, d. h. ich verdiene nur so viel im Monat, als ich gerade zum Leben brauche; und trotzdem bin ich glücklich, dank der Stoischen Philosophie. Ja, ich behaupte sogar, daß ich glücklicher bin als die Reichen und Spitzenverdiener, die doppelt oder zehnmal so viel verdienen und besitzen als ich.

Also: Kein Mensch ist aufgrund von materieller Armut oder Bescheidenheit zum Unglücklichsein verurteilt. Die Stoiker sind im Gegenteil der Überzeugung, daß das Glücklichsein nichts, rein gar nichts mit den materiellen Gütern zu tun hat. Denn die meisten reichen Leute sind trotz größten Reichtums unglücklich und unzufrieden; und was sie als Glück bezeichnen, ist meist nur ein leidenschaftlicher Wahn, aber Wahn ist kein Glück.

Dazu ein Gleichnis: Die christlichen Mönche und Nonnen leben in selbstgewählter Armut. Sie besitzen nichts als nur ein paar wenige Habseligkeiten (Kleider, einige Bücher, usw.) und was sie an Geld übrig haben, spenden sie noch an ihre Kirche. Trotzdem sind sie vollkommen glücklich und zufrieden! Nur ein kleiner Irrtum findet sich in ihrer Lebens-Philosophie: Sie wähnen, sie bekämen im Himmel alles ersetzt, auf was sie hier auf Erden verzichtet haben. Wenn es nun aber gar kein "ewiges Leben" gibt? Was dann? - Nun, das macht rein gar nichts. Denn da sie glücklich und zufrieden sind, können sie nichts vermissen. Sie waren vom Beginn ihres Noviziates bis zum Ende ihres Lebens immer vollkommen glücklich; und das bereits hier auf Erden! Es mangelte ihnen an keinem Grundbedürfnis, weder an Kleidung, noch an Essen, noch an Trinken, noch an einem Dach überm Kopf, noch an einer geheizten Wohnung. Sie hatten trotz ihrer Konsum-Abstinenz ein erfülltes, absolut glückliches und sogar noch ein sehr geistvolles Leben hier auf Erden! Im Gegensatz zu vielen, ja der überwiegenden Mehrzahl aller bürgerlichen Mitmenschen.

Jeder hat einmal in seiner näheren oder weiteren Umgebung von einer menschlichen Tragödie gehört. Ein Beispiel im kurzen Telegrammstil: Junger Arzt, 40 Jahre, eigene Arztpraxis, verheiratet, 3 Kinder, fährt teuren Porsche, neues Haus gebaut, - dann hört man von Scheidung, er verfällt dem Alkohol, ein Jahr später Selbstmord. Oder ein anderes Beispiel von den vielen kleinen und mittelgroßen menschlichen Tragödien: Ehepaar, sehr gut situiert, jeder berufstätig, zwei Autos, zwei Kinder, neues Haus gebaut, Ehefrau muß zur Kur, findet dort Liebhaber, Scheidung, Haus zwangsversteigert, Kinder versagen in der Schule, Ende alles offen. - Ohne Zweifel hat hier die Lebens-Philosophie nicht gestimmt; vielleicht bei beiden Ehepartnern, vielleicht nur bei einem nicht. Ob die Frau nun allein schuld war, daß die Ehe gescheitert ist, oder gar der Mann, das lassen wir dahingestellt sein. Es begann in beiden Fällen alles so glänzend: Und dann der unaufhaltsame Niedergang bis zur Tragödie. Wie ist soetwas nur möglich? Es liegt zweifellos einzig und allein an unserer Software, wenn das Lebens-Programm derart "abstürzen" kann.

Was ist der Grund, warum unsere Politiker keine Lösungen mehr finden können zur Bewältigung der anstehenden Probleme? Was ist der Grund für das weltweite Aufkommen von religiösem Fundamentalismus und von Radikalismus? Ein Grund dafür liegt unzweifelhaft im Widerstreit von zwei gegensätzlichen Weltanschauungen: Die eine ist die theistische, die andere ist die existentialistische Weltanschauung. Wir erleben zur Zeit in Europa ein Durcheinander von beiden. Weder die Konservativen noch die Progressiven kommen mit ihren Denkmodellen, mit ihrer Lebens-Philosophie voran. Beide stecken bis zum Kopf in Widersprüchen und Inkonsequenzen. Hinzu kommt noch eine große Portion Unehrlichkeit und Opportunismus auf beiden Seiten. Ein äußerst gefährlicher Zustand. Um ein Gleichnis zu nennen: Es ist so, als wenn zwei Piloten am Steuerknüppel eines Flugzeugs um die Führung streiten würden. Während sie miteinander kämpfen, stürzt das Flugzeug ab.

Um Ihnen die Voraussetzung zu geben, eine Entscheidung treffen zu können, haben Sie mit dem vorliegenden Buch >Die "Bibel" der Freidenker< die sogenannte >linke< Weltanschauung, die existentialistische Stoische Naturphilosophie, in den wichtigsten Grundzügen und Abhandlungen vorliegen.

Die Stoische Philosophie ist eine existentialistische Anleitung zum glücklichen Leben. So schrieb Cicero: "O Philosophie! Führerin des Lebens, Erforscherin der Tugenden und Vertreiberin der Laster! Was würden wir, was würde überhaupt das menschliche Leben ohne dich sein! Du hast die Städte gegründet, die zerstreuten Menschen zur Geselligkeit des Lebens zusammengerufen, du hast sie zuerst durch Wohnungen, dann durch Partnerschaft, dann durch die Gemeinschaft der Schrift und Rede vereinigt. Du bist die Erfinderin der Gesetze, die Lehrerin der Sitten und des Anstandes gewesen. Zu dir nehme ich meine Zuflucht, von dir erstrebe ich Hilfe. [...] Ein einziger Tag, gut und nach deinen Vorschriften verlebt, ist der sündigenden Unsterblichkeit vorzuziehen! Wessen Beistand sollen wir also mehr suchen als den deinigen? Du hast uns ja des Lebens Ruhe geschenkt und des Todes Schrecken genommen."

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***** N E U E R S C H E I N U N G *****

Lothar Baus [Hrsg.]

Die >Bibel<

der A R M E N

oder

Wie man nach Epikur, den Stoikern

und nach Buddha mit wenig

Geld glücklich sein kann

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-52-7

Inhalt

Vorwort eines Epikureers und Stoikers

EPIKUR

Abriß der Epikureischen Philosophie

Cicero: Über das höchste Glücks-Gut und größte Übel

betreffs der Epikureischen Philosophie

Die Hauptlehrsätze Epikurs

Die Vatikanische Spruchsammlung

Weitere Ausgesuchte Fragmente

Literatur - Auswahl

Die Stoiker

Einführung in die Stoische Philosophie

Abriß der Stoischen Philosophie

Stoische Paradoxien

Handbüchlein der Stoischen Philosophie

Literatur - Auswahl

BUDDHA

Abriß der Buddhistischen Philosophie

Die vier edlen oder hohen Wahrheiten

Der edle achtfache Pfad

Die fünf geistigen Fähigkeiten

Die fünf Silas (freiwilligen Verpflichtungen)

Buddhistisches Bekenntnis

Literatur - Auswahl

Vorwort eines Epikureers und Stoikers

Mit wenig Geld glücklich sein: Kann es das überhaupt geben? - Betrachten wir zuerst das genaue Gegenteil: Mit viel Geld unglücklich sein. Gibt es das? - Ja, das gibt es tatsächlich! Also muß auch der umgekehrte Fall möglich sein: Mit wenig Geld glücklich sein.

Da stellt sich gleich die nächste Frage: Warum können die einen trotz größten Reichtums unglücklich und die anderen trotz größter Armut glücklich sein? Was ist Glück?

Glück ist ein Gefühl, ein Zustand unseres Gemütes, unseres Geistes. Ich ärgere mich zum Beispiel über einen anderen Menschen und es ist vorbei mit meinem Glücksgefühl. Ich beneide einen anderen Menschen, weil er ein größeres und teureres Auto fährt als ich, wieder ist es vorbei mit meinem Glücksgefühl. Ich muß länger und schwerer arbeiten als mein Nachbar, wiederum leidet mein Glücksgefühl darunter. Ich fühle mich ungerecht behandelt von der Gesellschaft, in der ich lebe. Und da soll es möglich sein, daß ich glücklich sein kann? Das ist doch völlig unmöglich!

Nein, liebe Leserin oder lieber Leser: Es ist möglich! Es liegt ganz alleine an Ihnen, ob Sie glücklich oder unglücklich sind! Es ist, konkret gesagt, eine reine Willensentscheidung von Ihnen.

Ein Beispiel für diese Behauptung: Nehmen wir einmal an, Sie sind seit mehreren Jahren verheiratet. Sie kennen mittlerweile Ihren Partner sehr gut. Sie wissen, daß er am Sonntag während des Frühstücks gerne die Zeitung liest und Sie dabei vergißt, obwohl Sie gerne über irgendetwas mit ihm plaudern möchten. In der ersten Zeit Ihrer Ehe hatten Sie deswegen mit ihrem Partner häufig Streit, in letzter Zeit aber weniger. Das heißt, nur noch an ganz wenigen Sonntagen verlieren Sie Ihren Gleichmut, Ihre Beherrschung oder Ihr Glücksgefühl und zeigen Ihrem Partner Ihr Mißfallen. Mit anderen Worten: Sie wägen zuerst innerlich ab: Soll ich etwas sagen und damit eine Mißstimmung in Kauf nehmen oder soll ich es diskret übersehen, damit mein eigenes Glücksgefühl am Sonntagmorgen nicht getrübt wird. Es ist also ein reiner Willensakt von Ihnen, wenn Sie denken: Heute lasse ich keine Mißstimmung aufkommen, heute will ich nur glücklich sein. Alles was mir mißfallen und über was ich mich aufregen könnte, will ich übersehen, also nicht wahrhaben.

Ich frage Sie: Warum denken Sie nicht jeden Tag so? Wollen Sie nur am Sonntag glücklich sein?

Sie werden mir entgegnen: Dumme Frage! Natürlich will ich immer glücklich sein! Aber man kann gar nicht immer glücklich sein! - Das ist zweifellos richtig. Das Glücklichsein ist von mehreren Faktoren abhängig. Auch wenn ich mir fest vornehme, im größtmöglichen Umfang glücklich sein zu wollen, und das will doch wohl jeder Mensch, so bleibt es gar nicht aus, daß mein Gemütszustand, meine eigene psychische Stimmungslage mir einen Streich spielt und - ich ärgern mich. Vorbei ist es mit der Hochstimmung. Ich bin unzufrieden, demnach bin ich unglücklich.

Dieses Buch >Die Bibel der Armen< will Ihnen zeigen, wie Sie in größtmöglichem Umfange glücklich leben können. Es erfordert allerdings Ihre aktive Mithilfe. Zuerst einmal müssen Sie sich die kleine Mühe machen, dieses Buch zu lesen.

Ich bin sogar der Überzeugung, daß viele Menschen noch glücklicher als jetzt sein könnten, auch wenn sie weniger Geld verdienen würden, ja gerade dann, wenn sie auf das Geldverdienen nicht so einen starken Drang hätten. Und wenn sie nicht den Wahn hätten, das Glück würde von einem großen Einkommen oder Vermögen abhängen.

Seneca schrieb dem Procurator von Sizilien namens Lucilius im 119. Brief, dem wir die Überschrift geben:

>Die Kunst, zu wahrem Reichtum zu gelangen<

So oft ich etwas gefunden habe, warte ich nicht, bis du sagst: "zu gemeinschaftlichem Gebrauche!" Ich sage es mir selbst. Du fragst, was das sei, was ich gefunden habe? Öffne deinen Schoß: Es ist reiner Gewinn. Ich will dich lehren, wie du auf's schnellste reich werden kannst. Du bist sehr begierig, dies zu erfahren, und nicht mit Unrecht. Ich will dich auf dem kürzesten Weg zum größten Reichtum führen.

Doch wirst du eines Gläubigers bedürfen. Um Geschäfte machen zu können, mußt du ein Darlehen aufnehmen. Allein ich wünsche nicht, daß du durch einen Kreditvermittler borgst. Ich möchte nicht, daß die Kredithaie deinen Namen im Munde führen. Ich will dir einen stets bereiten Gläubiger verschaffen: Jenen Catonianischen: "Borge von dir selbst!" Wie wenig es auch sein mag, es wird genügen, wenn wir alles, was uns fehlt, von uns selbst zu erlangen suchen. Denn es ist kein Unterschied, mein Lucilius, ob du etwas nicht entbehrst oder ob du es hast. Die Hauptsache ist in beiden Fällen dieselbe: Du hast kein Verlangen danach.

Ich schreibe dir nicht vor, der Natur etwas zu versagen. Sie ist hartnäckig, sie läßt sich nicht überwinden, sie fordert das Ihrige. Doch wisse, daß alles, was über die Natur hinausgeht, erbeten und nicht notwendig ist.

Ich hungere, also muß ich essen. Ob dieses Brot einfaches oder bestes Weizenbrot ist, das ist der Natur gleichgültig. Sie will nicht, daß der Magen verwöhnt, sondern gefüllt wird. Ich habe Durst. Ob es nun Wasser ist, das ich aus der nächsten Quelle schöpfe, oder solches, das mit Eis versetzt ist, damit es durch die Kälte zusätzlich erfrischt, das berührt die Natur ebenfalls nicht. Sie befiehlt nur das eine, den Durst zu löschen. Ob es ein goldener, ein kristallener oder ein porzellanener Becher ist, ob es ein Becher aus einfachem Ton oder nur die hohle Hand ist, das ist ebenfalls gleichgültig. Sieh auf den Zweck von allen Dingen und du wirst das Überflüssige verachten lernen. Der Hunger mahnt mich: die Hand streckt sich nach dem nächsten Besten aus. Er wird mir empfehlen, nach was auch immer ich greifen mag. Nichts verschmäht der Hungernde.

Was es gewesen sei, was mir so große Freude gemacht habe, wirst du fragen? Der Ausspruch: "Der Weise ist der eifrigste Liebhaber der natürlichen Reichtümer."

Du entgegnest: Du bewirtest mich aus leeren Schüsseln. Was heißt das? Ich hatte bereits meine Geldbeutel in Bereitschaft gehalten. Ich schaute mich bereits um, auf welches Meer ich, um Handelsgeschäfte zu treiben, hinausfahren, welche Staatspacht ich übernehmen, welche Waren ich importieren sollte. Das heißt ja geradezu betrügen, wenn man die Armut lehrt, nachdem man Reichtümer versprochen hat.

Demnach hältst du wirklich den für arm, dem nichts fehlt? Es ist eine Wohltat seiner selbst und seiner Bedürfnislosigkeit, sagst du, nicht des Glücks. - Deshalb hältst du ihn nicht für reich, weil sein Reichtum nicht aufhören kann? Willst du lieber viel oder genug besitzen? Wer viel besitzt, begehrt mehr. Und das ist der Beweis, daß er noch nicht genug besitzt. Wer genug besitzt, hat das erreicht, was nie dem Reichtum zuteil werden kann: das Ziel. Oder hältst du diesen Reichtum nicht für Reichtum, weil seinetwegen noch niemand geächtet worden ist? Weil seinetwegen noch niemandem der Sohn oder die Gattin Gift verabreicht hat? Weil dieser Mensch im Krieg sicher ist und in Friedenszeiten Ruhe hat? Weil weder dieser Reichtum zu besitzen gefährlich, noch ihn zu verwalten mühevoll ist? - "Aber derjenige besitzt wenig, der nur nicht friert, nicht hungert und nicht dürstet." - Mehr besitzt Jupiter auch nicht.

Nie ist zu wenig, was genug ist; und niemals ist viel, was nicht genug ist. Nach der Besiegung des Darius und der Inder ist Alexander arm, oder ich bin ein Lügner: Er sucht, was er sich noch unterthan machen könne, durchforscht unbekannte Meere, sendet neue Flotten in den Ozean und durchbricht sozusagen die Riegel der Welt. Was der Natur genug ist, ist es dem Menschen nicht. Es hat sich einer gefunden, nämlich Alexander der Große, der nach alledem immer noch etwas begehrt: So groß ist die Blindheit des Geist-Gemütes und so groß ist bei jedem Menschen, der viel erreicht hat, das Vergessen seines Anfangs. Jener, der eben erst nicht ohne Anstrengung der Herr eines unbekannten Winkels [der Erde] war, ist traurig, da er von der Grenze der Welt durch seine Welt zurückkehren soll. Niemanden macht Geld reich; im Gegenteil, es flößt jedem nur eine um so größere Begierde danach ein. Du fragst, was die Ursache dieses Phänomens sei? Wer mehr hat, fängt an, noch mehr haben zu können. Mit einem Satz: Du darfst mir jeden von den Männern vorführen, deren Namen neben Crassus und Licinius genannt werden. Er gebe sein Vermögen an und rechne alles zusammen, was er besitzt und was er hofft: Er ist arm, wenn du mir glaubst. Und kann arm sein, wenn du dir selbst glaubst. Derjenige aber, der sich nach dem, was die Natur verlangt, eingerichtet hat, steht nicht bloß außerhalb des Gefühls der Armut, sondern auch der Furcht vor ihr. Doch damit du weißt, wie schwer es ist, seinen Besitz auf das natürliche Maß zu beschränken: Selbst derjenige, von dem wir sagen, er halte sich innerhalb der Grenzen der Natur und den du arm nennst, hat noch etwas Überflüssiges. Jedoch der Reichtum blendet das Volk und zieht seine Blicke auf sich, wenn viel bares Geld aus dem Hause getragen, wenn selbst die Zimmerdecke mit Gold überzogen wird, wenn eine Dienerschar entweder nach der Körperform ausgewählt oder durch Putz prächtig erscheint. Das Glück all dieser Leute sieht nach der Straße heraus. Derjenige aber, den wir dem Volke und dem Schicksal entzogen haben, ist nach innen glücklich. Denn was jene ersteren betrifft, bei denen eine vielbeschäftigte Armut sich den Namen des Reichtums fälschlich angemaßt hat, so haben sie den Reichtum ebenso, wie wenn man sagt, sie haben das Fieber. Nicht sie haben das Fieber, sondern das Fieber hat sie. Umgekehrt pflegen wir zu sagen: Das Fieber hält ihn gefangen. Auf gleiche Weise sollten wir sagen: Der Reichtum hält ihn gefangen. An nichts also möchte ich dich lieber erinnern, als an folgendes, woran niemand genug ermahnt werden kann: Messe alles nach den natürlichen Bedürfnissen ab, die entweder umsonst oder mit wenigen Mitteln befriedigt werden können. Und mische keine Laster unter die natürlichen Bedürfnisse.

Du fragst, auf welcher Tafel, auf welchem Silbergeschirr, von wie gestalteten und geputzten Sklaven die Speisen aufgetragen werden sollten? - Die Natur verlangt nichts als die Speise selbst.

So dichtete Horaz (Sat. I,2,114 ff): "Wie? Wenn Durst dir den Schlund ausdörrt, verlangst du nach gold'nen Bechern? Verschmähst du, wenn Hunger dich quält, jegliche Speise, außer dem Butt' und dem Pfau?"

Der Hunger ist nicht anspruchsvoll. Er ist zufrieden, wenn er aufgehört hat. Wodurch er aufhört, das kümmert ihn sehr wenig. Das andere sind Qualen einer unglücklichen Schwelgerei: Sie sucht, wie sie selbst nach der Sättigung noch hungere; wie sie den Magen nicht fülle, sondern vollstopfe; wie sie den durch den Trunk gelöschten Durst wieder hervorrufe. Treffend sagt daher Horaz, den Durst berühre es nicht, in welchem Becher oder von welcher zierlichen Hand ihm das Wasser gereicht werde. Denn wenn du glaubst, es berühre dich, wie schöngelockt der Sklave sei und wie durchsichtig der Becher, den er dir darreicht, so dürstest du nicht. Unter dem Übrigen hat uns die Natur auch den Vorzug verliehen, daß sie der Notwendigkeit den Überdruß genommen hat. Das Überflüssige läßt Auswahl zu. Dieses ist nicht anständig, jenes nicht gepriesen genug, dieses gar beleidigt unsere Augen. Jene Urheberin der Welt, die uns die Gesetze des Lebens vorgeschrieben hat, sorgte dafür, daß wir wohlbehalten, nicht daß wir verwöhnt sein sollen. Für unser Wohlbefinden ist alles bereit und zur Hand; für unsere Wollust wird alles unter Plagen und Sorgen herbeigeschafft. Laßt uns daher diese Wohltat der Natur ergreifen, die unter die größten zu zählen ist. Und bedenken wir, daß sie sich in keinem Stücke besser um uns verdient gemacht hat, als dadurch, daß wir alles, was die Notwendigkeit erfordert, ohne Ekel zu uns nehmen können. Lebe wohl.

 

Die einzige Hilfe zur Selbsthilfe für Kleinverdiener, Arbeitslose, Rentner, Sozialhilfeempfänger, Aussteiger, Frustrierte, Lebens - Künstler, linke und rechte Utopisten und andere Verlierer der kapitalistischen Konsumgesellschaft ist - die Epikureische, die Stoische und die Buddhistische Philosophie.

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Friedrich NIETZSCHE

Also sprach Zarathustra

Ein Buch für alle und keinen

Versuch einer Stoischen Interpretation

von

Lothar Baus

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-59-4

Vorwort des Herausgebers

Zu Nietzsches philosophischem Werk gab es früher und gibt es auch heute noch einige sehr widersprüchliche und falsche Auslegungen. Ich möchte nur an seinen >Übermenschen< und an >Dionysos< erinnern, auch an die >ewige Wiederkunft<. Liegen die Widersprüche in Nietzsche selber oder sind sie durch die Gegner oder vermeintlichen Anhänger Nietzsches verursacht? Ich bin überzeugt, daß Nietzsche absolut konsequent dachte und schrieb. Die angeblichen Widersprüche in seiner Philosophie sind daher nur sogenannte Auslegungsfehler seiner Gegner oder Mißverständnisse von vermeintlichen Anhängern seiner Philosophie. Nietzsche war ein absolut überzeugter und konsequenter Atheist. Sein philosophisches Werk ist daher konsequent atheistisch auszulegen. Aber viele seiner Mitmenschen und Freunde waren keine hundertprozentigen Atheisten; zum Beispiel seine Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche oder Rudolf Steiner. Auch Nietzsches Gegnerin Helene Druscowicz war im Grunde ihrer Psyche eine Theistin. Nur so ist die untenstehende groteske Fehleinschätzung zu verstehen:

(Quelle: Abhandlung über Eugen Dühring von Dr. Helene Druscowicz)

"[Als] einer der glänzendsten Stilisten und geistvollsten Köpfe unserer Zeit, täuscht er [Nietzsche] sich und die Welt über die gleichwohl bestehende Insuffizienz seines Wesens und den Mangel an selbständigen Gedanken, es wären denn solche, die jeder Haltbarkeit und Berechtigung entbehren. So ist er nach jahrzehntelangem Umhertasten zu Resultaten gelangt, die mit Leichtigkeit ad absurdum können geführt und geradezu als ungeheuerlich müssen bezeichnet werden, wie z. B. die Behauptung, daß die fortschreitende >Moralisierung< der Menschheit den Untergang des höheren menschlichen Typus‘ bedeute; eine Anschauung, die eben in ein[er] grundfalschen Auffassung des Humanitätsideals wurzelt."

Ich brauche in den obigen Text nur ein einziges Wort einzufügen und schon ist die Ansicht der Helene Druscowicz widerlegt und sie gleichzeitig als eine Theistin entlarvt:

"[Als] einer der glänzendsten Stilisten und geistvollsten Köpfe unserer Zeit, täuscht er [Nietzsche] sich und die Welt über die gleichwohl bestehende Insuffizienz seines Wesens und den Mangel an selbständigen Gedanken, es wären denn solche, die jeder Haltbarkeit und Berechtigung entbehren. So ist er nach jahrzehntelangem Umhertasten zu Resultaten gelangt, die mit Leichtigkeit ad absurdum können geführt und geradezu als ungeheuerlich müssen bezeichnet werden, wie z. B. die Behauptung, daß die fortschreitende theistische >Moralisierung< der Menschheit den Untergang des höheren menschlichen Typus‘ bedeute; eine Anschauung, die eben in ein[er] grundfalschen Auffassung des Humanitätsideals wurzelt."

Dies ist ein typisches Beispiel dafür, wie aus einer ungenauen Schreibweise schwerwiegende Interpretationsprobleme und Auslegungsfehler entstehen können.

Nietzsche behauptet also, daß die fortschreitende >Moralisierung< der Menschheit den Untergang des höheren menschlichen Typus‘ bedeute. Der Atheist Nietzsche wird von der Theistin Druscowicz jedoch diametral verkehrt verstanden. Nietzsche wollte sagen, daß die fortschreitende (demnach noch im Wachsen begriffene) theistische "Moralisierung" (d. h. der wachsende theistische Fundamentalismus) den Untergang des höheren menschlichen Typus‘ (demnach des Atheisten und Stoikers) bedeute. Und das wird wohl kein vernünftig denkender Mensch bestreiten können oder wollen.

Frau Druscowicz interpretierte den obigen Satz im theistischen Sinne, denn sie war eine Theistin, während Nietzsche, der konsequente Atheist, den Satz nur im atheistischen Sinne gedacht haben kann. Wie in diesem Beispiel so ist es auch im >Zarathustra< fast in jeder Zeile notwendig, sich darüber im klaren zu sein, daß Nietzsche ein konsequenter Atheist war, um nicht zu Fehlinterpretationen zu gelangen.

Was ist denn nun der wesentliche Unterschied zwischen "theistischer Moralisierung" und atheistischer (stoischer) Philosophie? Lesen Sie dazu Nietzsches >Antichrist< und meine >Bibel der Freidenker<. Einige wenige Stichpunkte möchte ich hier aufzählen:

Stoische Philosophie - Theistische Moralisierung

endliches Leben - ewiges Leben,

freie Selbstbestimmung - Fremdbestimmung,

kein Mensch kann uns Verant- - ein Gott "erlöst" uns

wortung abnehmen von aller Verantwortung,

sogar von allen Sünden,

kein Mensch kann für uns - andere (Priester und

denken oder entscheiden Heilige) denken u. handeln

oder handeln für uns,

keine Lebenszeit verschwenden - das Leben zerrinnt oft sinnlos,

keine sinnlosen Bedürfnisse - sinnlose Luxus-Bedürfnisse, was

enorme Lebens-Zeit kostet, die

unwiederbringlich verloren ist,

klares Lebensziel, - kein Lebensziel, da unbestimmt,

klare Pläne, - häufig wechselnde Pläne, da kein

klares Ziel,

klare Vorstellungen vom Leben - unklare Vorstellungen

konkrete realistische Wünsche - wechselnde sinnlose Wünsche,

dadurch Zufriedenheit - dadurch Unzufriedenheit,

alles Tun bringt Glück und - (fast) alles Tun bringt Frust

Zufriedenheit, und Unzufriedenheit,

auch bei größter Armut auch bei größtem Reichtum,

jeder Tag schenkt - selten ist ein Tag glücklich,

höchstes Glück

Weisheit - Thorheit,

Wissen und Erkenntnis - Wahn und Irrtum,

größtmögliches Glück - größtmögliches Unglück,

größtmögliche Zufriedenheit - größtmögliche Unzufriedenheit,

größtmögliche Freiheit - größtmögliche Unfreiheit,

- Sklave der eigenen Begierden

und Luxus-Bedürfnisse,

Die Gründe sind:

Achtsamkeit und Weisheit - Unachtsamkeit und Glaubens-Wahn

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Lothar Baus

Also sprach Zarathustra -

Ein Theaterstück für alle und keinen

nach Friedrich NIETZSCHES gleichnamiger Erzählung

Asclepios Edition

ISBN 3-925101-65-9

Berglandschaft des Ober-Engadin, vor Zarathustras Höhle

PROLOG: War Nietzsche ein Stoiker?

Der Vorzeitmensch, der Jäger und Sammler, vermochte noch "gemäß der Natur" zu leben. Mit Beginn der "Technisierung" des menschlichen Lebens, mit Beginn der Bronzezeit entfernte sich die Menschheit immer mehr vom Natur-Ungeheuer.

Goethe schrieb in den >Leiden des jungen Werthers<: " ... Es hat sich vor meiner Seele wie ein Vorhang weggezogen, und der Schauplatz des unendlichen Lebens verwandelt sich vor mir in den Abgrund des ewig offenen Grabs. Kannst du sagen: Das ist! da alles vorübergeht, da alles mit der Wetterschnelle vorüber rollt, so selten die ganze Kraft seines Daseins ausdauert, ach in den Strom fortgerissen, untergetaucht und an Felsen zerschmettert wird. Da ist kein Augenblick, der nicht dich verzehrte und die Deinigen um dich her, kein Augenblick, da du nicht ein Zerstörer bist, seyn mußt ... Mir untergräbt das Herz die verzehrende Kraft, die im All der Natur verborgen liegt, die nichts gebildet hat, das nicht seinen Nachbar, nicht sich selbst zerstörte. Und so taumele ich beängstet! Himmel und Erde und all die webenden Kräfte um mich her! Ich sehe nichts als ein ewig verschlingendes, ewig wiederkäuendes [Natur] - Ungeheuer."

Dieses "Natur-Ungeheuer" zu bezwingen oder gar nur zu bezähmen, das ist das, was uns Menschen von allen anderen Lebewesen dieser Erde unterscheidet, ja was uns von vielen unserer Mitmenschen unterscheidet: Die einen unterwerfen sich einem Gott - Natur - Ungeheuer, die anderen widersetzen sich standhaft, in der Überzeugung ihrer eigenen "göttlichen" Freiheiten. Aber somit leben sie, die Stoiker, nicht mehr gemäß diesem Ungeheuer Natur oder Gott. Daher schrieb Nietzsche in seiner provokanten Manier in >Jenseits von Gut und Böse<: "Gemäß der Natur wollt ihr leben? O ihr edlen Stoiker, welche Betrügerei der Worte! Denkt euch ein Wesen, wie es die Natur ist, verschwenderisch ohne Maß, gleichgültig ohne Maß, ohne Absichten und Rücksichten, ohne Erbarmen und Gerechtigkeit, furchtbar und öde und ungewiß zugleich, denkt euch die Indifferenz selbst als Macht - wie könntet ihr gemäß dieser Indifferenz leben? Leben - ist das nicht gerade ein Anders-sein-wollen, als diese Natur ist? Ist Leben nicht Abschätzen, Vorziehen, Ungerecht-sein, Begrenzt-sein, Different-sein-wollen? Und gesetzt, euer Imperativ "gemäß der Natur leben" bedeutet im Grunde soviel als "gemäß dem Leben leben" - wie könntet ihr's denn nicht? Wozu ein Prinzip aus dem machen, was ihr selbst seid und sein müßt?"

Was meinen die Stoiker mit "gemäß der Natur" und "in Übereinstimmung mit der Natur" leben? - Es kann nur bedeuten: Alles das zu akzeptieren, was das Leben in und mit der Natur einschließt. Das Geboren-werden, Geistes-wachsen und Erleuchtet-sein; das Arbeiten, Essen, Trinken, Lieben; das Alt-werden, Krank-sein und schließlich das Vergänglich-sein. Theismus schließt davon das Wesentlichste ganz aus, das Vergänglich-sein; anderes beschränkt es: das Lieben, das Geistes-wachsen und das Erleuchtet-sein. Daraus entstehen die vielen Arten des theistischen Wahn-Sinns unter denen die Menschheit zeit ihres ständigen Entfernens vom Natur-Leben in wachsendem Maße leidet: Selbst-Überschätzung, Größen-Wahn, Luxus-Sucht, Klassen-Unterschied und Ewigkeits-Wahn.

Im neunzehnten Jahrhundert, im Jahrhundert des stärksten Wachstums von Nationalismus, theistischem Fundamentalismus und Militarismus in Europa, zählte zur stärksten Tugend, der man bedürftig war: die Redlichkeit, die Wahrhaftigkeit. Nietzsche schrieb in Aphorisme Nr. 227 von >Jenseits von Gut und Böse<: "Redlichkeit - gesetzt, daß dies unsere Tugend ist, von der wir [Existentialisten] nicht loskönnen, wir freien Geister - nun, wir wollen mit aller Bosheit und Liebe an ihr arbeiten und nicht müde werden, uns in unserer Tugend, die allein uns übrigblieb, zu "vervollkommnen": mag ihr Glanz einmal wie ein vergoldetes, blaues, spöttisches Abendlicht über dieser alternden Kultur und ihrem dumpfen, düsteren Ernste liegen bleiben! Und wenn dennoch unsere Redlichkeit eines Tages müde wird und seufzt und die Glieder streckt und uns zu hart findet und es besser, leichter, zärtlicher haben möchte, gleich einem angenehmen Laster: bleiben wir hart, wir letzten Stoiker! Und schicken ihr [der Redlichkeit] zu Hilfe, was wir nur an Teufelei in uns haben - unsern Ekel am Plumpen und Ungefähren, unser "nitimur in vetitum", unsern Abenteurer-Mut, unsre gewitzte und verwöhnte Neugierde, unsern feinsten, verkapptesten, geistigsten Willen zur Macht und Welt-Überwindung, der begehrlich um alle Reiche der Zukunft schweift und schwärmt - kommen wir unserm "Gotte" [unserer stoischen Philosophie] mit allen unsern "Teufeln" zu Hilfe! Es ist wahrscheinlich, daß man uns darob verkennt und verwechselt: was liegt daran! Man wird sagen: "Ihre Redlichkeit - das ist ihre Teufelei, und gar nichts mehr!" - Was liegt daran! Und selbst wenn man recht hätte! Waren nicht alle Götter bisher dergleichen heilig gewordene umgetaufte Teufel? Und was wissen wir zuletzt von uns? Und wie der Geist heißen will, der uns führt? (Es ist eine Sache der Namen.) Und wieviele Geister wir bergen? Unsre Redlichkeit, wir freien Geister - sorgen wir dafür, daß sie nicht unsre Eitelkeit, unser Putz und Prunk, unsre Grenze, unsre Dummheit werde! Jede Tugend neigt zur Dummheit, jede Dummheit zur Tugend; "dumm bis zur Heiligkeit", sagt man in Rußland - sorgen wir dafür, daß wir nicht aus Redlichkeit zuletzt noch zu Heiligen und Langweilern werden! Ist das Leben nicht hundertmal zu kurz, sich in ihm - zu langweilen? Man müßte schon ans ewige Leben glauben, um - -[sich auf dieser Welt zu langweilen].

Der Geist, der Friedrich Nietzsche führte, war die Tugend der Redlichkeit, der Wahrhaftigkeit, der (scheinbar) unerträglich brutalen Ehrlichkeit: alles Unterbegriffe für die Tugend der Gerechtigkeit (gr. Dikaiosyne). Die Gerechtigkeit ist die größte Tugend - die größte Tugend eines Existentialisten und Stoikers. Dem Pessimist Nietzsche zum Trost: Wer diese Tugend besitzt, der besitzt nach Seneca alle Tugenden. Friedrich Nietzsche war ein Stoiker.

Durch Friedrich Nietzsche und die Stoiker haben wir eine Vorstellung bekommen, welch revolutionäre gesellschaftliche Veränderungen stattfinden müssen, wenn die Menschheit mit der >Umwertung aller Werte< Ernst machen will. Aber haben wir denn eine Wahl? Entweder wir tun es in der Überzeugung auf ein besseres und menschlicheres Dasein oder - die Menschheit geht zweifellos in absehbarer Zeit unter.

Das philosophische Werk Friedrich Nietzsches kann erst durch das Vor-Wissen der stoischen Lehre voll und ganz erschlossen und richtig ausgelegt werden. Seine Irrtümer werden durch die stoische Philosophie offensichtlich, sie sind nicht durch seine syphilitische Erkrankung, sondern wegen der physischen Folgen dieser furchtbaren Krankheit entschuldbar, denn Nietzsche war kein "Übermensch". Der "Übermensch" kann nur im Ideal des stoischen Weisen erhofft werden.

Ein Beweis dafür, daß Friedrich Nietzsche sich bis zuletzt mit der stoischen Philosophie beschäftigt hat, das ist sein Werk >Der Antichrist<. Diese Abhandlung war ursprünglich als 1. Teil seines großen Werkes der >Umwertung aller Werte< konzipiert. Darin schrieb er unter Paragraph 15: "Nachdem erst der Begriff >Natur< als Gegenbegriff zu >Gott< erfunden war, mußte >natürlich< das synonyme Wort der Theisten sein für >verwerflich< - jene ganze Fiktions-Welt des theistischen Glaubens-Dogmas hat ihre Wurzel im Haß gegen das Natürliche - die Wirklichkeit! - sie ist der Ausdruck eines tiefen Mißbehagens am Wirklichen - - Aber damit ist alles erklärt. Wer allein hat Gründe, sich wegzulügen aus der Wirklichkeit? Wer an ihr leidet. Aber an der Wirklichkeit leiden heißt eine verunglückte Wirklichkeit sein - Das Übergewicht der Unlustgefühle über die Lustgefühle ist die Ursache jener fiktiven theistischen Moral und Religion."

Hier spricht es Nietzsche klar und deutlich aus: Die Lehre vom "leben gemäß der Natur", demnach die stoische Philosophie, ist der polare Gegenbegriff zu Theismus und Glaubens-Wahn.

 

Lieferbare Titel

>Der Illuminat und Stoiker Goethe<

I. Band: >Bettina Brentanos wirkliches Verhältnis zu Goethe - Ist Goethe der

(natürliche) Sohn Kaiser Karls VII.?< ca 56 S., ca 5 Abb., ISBN 3-925101-18-7

DM 29,80

II. Band: >Goethes Musengöttin Urania - Die Liebestragödie des jungen Goethe<

ISBN 3-925101-01-2, 192 S., 8 Abb., Fadenheftung mit Schutzumschlag,

DM 14,80

III. Band: >Woldemar< und >Allwill< alias J. W. Goethe

Computer-Ausdruck, broschiert, ca 124 Seiten, ISBN 3-925101-03-9

DM 34,80 [als CD-ROM 29,8ß0 DM]

IV. Band: >Petrarchische Oden - Elegien an meine Urania< - Liebeslieder

Goethes für Urania, 94 S., ISBN 3-925101-05-5

DM 34,80 [als CD-ROM 29,80 DM]

V. Band: >Goethes "Schattenehe" mit Charlotte von Stein< - Die wirklichen Eltern

August Klingemanns, brosch., 140 S.,ISBN 3-925101-11-X

DM 39,80

VI. Band: >J. W. Goethes und Uranias Sohn - Ludwig Tieck<

- Das Desaster der Germanistik,

145 Seiten, ISBN 3-925101-07-1

DM 39,80

VII. Band: >Bruchstücke aus den Begebenheiten eines unbekannten

Beherrschers der verborgenen Obern der höhern Illuminaten<

- Ein Illuminaten - Roman Goethes

150 Seiten, ISBN 3-925101-23-3

DM 49,80 [als CD-ROM 39,80 DM]

VIII. Band: >"Nachtwachen" von Bonaventura, alias von Goethe<:

I. Teil: Text-Corpus,

II. Teil: Die endgültige Auflösung eines Pseudonyms,

ISBN 3-925101-55-1

DM 49.80 [als CD-ROM 39,80 DM]

IX. Band: >Diana von Montesclaros< - Ein pseudonymer Goethe-Roman

ca 120 S., ISBN 3-925101-20-9

DM 49,80 [als CD-ROM 39,80 DM]

(auch einzeln lieferbar)

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>Der Illuminat und Stoiker Goethe< - Eine komprimierte Ausgabe

der wichtigsten neuen Goethe-Entdeckungen

I. u. II. Halbband, zus. 601 S., ISBN 3-925101-73-X

Computer-Ausdruck, broschiert, ca 10 Abb.

DM 98,80

>Quo vadis Kaiser Nero? - Die Rehabilitation Neros

und der stoischen Philosophie<

114 S., ca 3 Abb., ISBN 3-925101-36-5, VII. Auflage

DM 29,80 [als CD-ROM 24,80 DM]

>Die [große] "Bibel" der Freidenker - Die Umwertung aller Werte<

500 S., DIN A4, ISBN 3-925101-51-9, VI. erweiterte Auflage

DM 79,90

>Die "Mini-Bibel" der Freidenker< - Die Umwertung aller Werte<

239 S., Format DIN A5, brosch., ISBN 3-925101-44-6

DM 39,90

>Die "Bibel" der Armen -

Wie man nach Epikur, den Stoikern und nach Buddha

mit wenig Geld glücklich sein kann

ca 80 S., Coputer-Ausdruck, brosch. ISBN 3-925101-52-7

DM 19,80 [als CD-ROM 14,80 DM]

>Also sprach Zarathustra – Ein Buch für alle und keinen<

(von Friedrich Nietzsche)

Versuch einer Stoischen Interpretation von Lothar Baus [Hrsg.]

ca 200 Seiten DIN A4, broschiert, ISBN 3-925101-59-4

DM 49,80 [als CD-ROM 39,80 DM]

>Also sprach Zarathustra – Ein Theaterstück für alle und keinen<

(von Lothar Baus nach Friedrich Nietzsches gleichnamiger Erzählung)

ca 85 Seiten DIN A5, broschiert, ISBN 3-925101-65-9

DM 14,80 [als CD-ROM 14,80 DM]

>Epiktets Handbüchlein der stoischen Philosophie<

broschiert, ISBN 3-925101-33-0

DM 4,90 [als CD-ROM 4,80 DM]

>Olaf Tryggvisson - Der König der Wikinger<

Format DIN A 5, broschiert, ISBN 3-925101-26-8

Nur als CD-ROM lieferbar: DM 29,80

Asclepios Edition - Lothar Baus

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